Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Moorbildungen |
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Unterbegriffe |
Quellmoortorf |
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Verlandungsmoortorf |
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Versumpfungsmoortorf |
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Begriffsdefinition 'Niedermoortorf' als PDF |
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Status |
gültig |
Kürzel |
Hn |
Erläuterung |
Unter dem Einfluss von Mineralbodenwasser entstandene Moorbildung |
Synonyme |
Basistorf, Flachmoortorf, Talauentorf, Wiesenmoortorf, Quell(en)torf |
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Kategorisierung |
petrogenetisch |
Englisch |
fen peat |
Zusammensetzung / Merkmale |
Die Zusammensetzung ist je nach ausgehender Pflanzengesellschaft sehr unterschiedlich:
Holzgewächse (Salix, Alnus, Betula, Pinus, Picea, in NW-Deutschland z. T. Myrica); Röhrichtpflanzen und Großseggen (Phragmites, Typha, Scirpus, Schoenoplectus, Carex, Cladium, Equisetum); Moose und Arten der Kleinseggenrasen (Sphagnum, z.T. insbesondere der sect. subsecunda, Sphagnum palustre, Sphagnum teres; Bryales, z. T. Calliergon, Drepanocladus, Camptothecium u. a.; Carex, Menyanthes).
Die Bestimmung der Torfarten geschieht meistens im Gelände, die palynologische Bestimmung ist nur im Labor möglich. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung sowie der Grundsubstanz und der Holzbestandteile lassen sich verschiedene Torfarten unterscheiden (Mischtorfe mit mehreren dominanten Torfbildnern treten häufig auf).
Die wichtigsten, im Gelände unterscheidbaren Torfarten der Niedermoore sind:
Schilftorf: Hauptbestandteil Phragmites (Rhizome, Stengel, Abb. 255-01A und 255-01B); 1-3 cm breite, ledrig wirkende, glänzende Rhizome. Knoten im Abstand von 5-10 cm. Schilfstängel breiter. Die Farbe variiert von hellbraungelb bis olivstichig braun. Phragmites-Rhizome können auch sekundär unterliegende Torfe durchwachsen. Dies ist bei einer Interpretation der Genese zu berücksichtigen. Phragmites hat eine große ökologische Spannweite.
Radizellentorf (früher häufig als Seggentorf bezeichnet, die Quantifizierung des Anteils an Seggen ist im Gelände jedoch nicht möglich, Abb. 255-01C): Die Hauptmasse besteht aus einem Wurzelfilz. Je nach Humifizierungsgrad variiert der Anteil an amorpher Grundmasse. Beimengungen kommen häufig vor. Bei nährstoffärmeren Bildungsbedingungen mit Fieberklee, Braunmoosen, Moorbirke, seltener Torfmoosen. Bei nährstoffreicheren Bedingungen mit Erle und Schilf.
Menyanthes (Abb. 255-01D): Oft erhalten sind die leuchtend braunroten, holen Samen (2-3 mm). Sie treten einzeln oder gehäuft auf (verrottete Fruchtstände). Erhaltene Rhizome sind 1-2,5 cm breit, plattgedrückt und glänzend.
Betula: s. u.
Sphagnum: Sphagnum Sporogone (= Sporenkapsel der Moose, Abb. 260-06): leuchtend rotbraune bis dunkel rotbraune eiförmige, 1,5-2 mm große Kügelchen. Kreisrunde Öffnung meist mit bloßem Auge erkennbar. Meist nur bei schwacher Humifizierung erhalten. Nicht zu verwechseln mit den Samen des Mineralbodenwasserzeigers Menyanthes trifoliata (→ Niedermoortorf)!
Alnus: s.u.
Equisetum-Torf (Abb. 255-02A und 255-02B) mit Equisetum fluviatile-Rhizome als leicht kenntlicher Bestandteil. Schwer zersetzbare, stark glänzende, dunkle bis schwarze Pflanzenreste. Kommt nicht als Reintorf vor, sondern gemischt, z.T. im lagigen Wechsel mit weiteren Torfarten.
Cladium-Torf (Abb. 255-03): Radizellentorf mit Rhizomen, Stengelbasen und Früchten von Cladium. Kommt nicht als Reintorf vor, sondern gemischt, z. T. im lagigen Wechsel mit weiteren Torfarten. Die Schneidenreste sind auch bei stärkerer Zersetzung relativ gut erhalten. Sie sind die aufrecht stehenden, unterirdischen Stängelbasen der Pflanze, ± eiförmig-lang gestreckte Gebilde, 1-2 cm dick und 3-5 cm hoch. Ihre dunkelbraune Rinde ist manchmal holzartig fest, dicht mit lang gezogenen Blattnarben besetzt und im unteren Teil von einigen bis 2 mm weiten Wurzellöchern durchbrochen. Im Inneren dieser Rinde befinden sich die sehr lockeren, auffallend karminroten bis bräunlich-orangen, grobfaserigen Reste der Gefäßbündel. Eine Verwechselung mit Erlenholz kann vorkommen, Cladium ist aber deutlich weicher und faseriger.
Braunmoostorf: Aus verschiedenen Bryales aufgebaute Torfe, häufig mit Menyanthes und Carex.
Bruchwaldtorf: Stark zersetzte Grundmasse mit Holz- und Rindenresten (> 15 Vol.-%). Erlen und Weiden (z. T.) sowie Birke, Kiefer, Fichte, Weiden (z. T.): Im Bereich basenreichen Mineralbodenwassers entstanden. Die Holzreste sind in deutlicher Menge vorhanden und eingebettet in eine Grundsubstanz die aus Mineralbodenwasserzeigern gebildet wurde.
Zum Teil mit Sphagnum. Die Holzarten von Erle, Birke und Kiefer lassen sich anhand ihrer Konsistenz, Farbe und Struktur unterscheiden:
Alnus: Holzstücke, meist ohne Rinde und eingebettet in meist stark zersetze Grundsubstanz. Meist verbleiben Holzreste der Wurzeln, seltener Äste und Zapfen. Das Wurzelholz ist sehr leicht zu zerquetschen und blass-bräunlich bis bleich-gräulich. Rindenreste sind längsgerillt (Birke = quer gerillt). Das Stammholz hat eine dunkelweinrote Farbe und kommt häufig mit Birkenbruchtorf vermengt vor.
Betula: Holzstücke, häufig mit Rinde und eingebettet in mittel bis stark zersetzte Grundsubstanz. Holzreste mit glänzender, silbriger Wurzelrinde und schmutzig weißer Rinde des Stamm- und Astholzes. Letzteres oft an Bruchflächen erkennbar. Querlaufende Lentizellen meist gut erkennbar.
Pinus: Holzstücke, eingebettet in mittel bis stark zersetzte Grundsubstanz. Meist verbleiben Holzreste der Wurzeln, seltener Äste und Zapfen. Das Holz ist zäh und kaum zu zerquetschen. Die erhaltenen Wurzeln sind häufig recht dick und tragen gelegentlich noch die charakteristische, schuppige Kiefernborke. |
Entstehung |
Die Vermoorung erfolgt unter dem Einfluss von Mineralbodenwasser. Entsprechend den unterschiedlichen örtlichen Bedingungen (Vernässungsgrad, Chemismus) besteht hinsichtlich der Ausgangsvegetation und der Torfarten eine große Vielfalt. |
Bildungsprozess |
• sedentär |
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• sedimentär |
Bildungsraum |
• terrestrisch |
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• semiterrestrisch |
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• subhydrisch |
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• telmatisch |
Bildungsmilieu |
• palustrisch |
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• topogen |
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• ombrogen |
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• soligen |
Abgrenzung |
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Anmerkung |
Feuchtrohhumusdecken können örtlich die für Moore geforderte Mächtigkeit erreichen. Sie werden häufig mit → Mudde verwechselt.
In einigen Ländern werden Unterbegriffe benutzt, die erst nach einer genetischen Deutung möglich werden: Quellmoortorf, Verlandungsmoortorf, Versumpfungsmoortorf. Sie haben daher keine eigenen Definitionsblätter erhalten. |
Literatur |
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TÜXEN, J. (1979): Vorschlag einer typologischen Ordnung der niedersächsischen Hochmoore. – Telma, 9: 15–29. |
Bearbeitung |
Erstbearbeitung: MENKE, B. (1984) |
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Neubearbeitung: BAURIEGEL, A., BLANKENBURG, J., CASPERS, G., MCLEOD, A., OBST, K., ROßKOPF, N. (2019) |
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Abbildung 1 |
 A-D: Pflanzenreste aus Mooren (Niedersachsen, NI; Fotos: G. CASPERS 2010). |
Abbildung 2 |

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Abbildung 3 |
 Landkreis Uckermark, BB; Foto: R. MEIER-UHLHERR et al. 2011 |
Abbildung 4 |

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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
255 |
Eltern-ID |
253 |
Hierarchie |
2 |
Änderungsdatum |
04.07.2024 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/ab72a8c8-b4fd-4170-81c2-6dc1fa243853 |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/ab72a8c8-b4fd-4170-81c2-6dc1fa243853 |
JSON |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/json/ab72a8c8-b4fd-4170-81c2-6dc1fa243853 |
CSV |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/csv/ab72a8c8-b4fd-4170-81c2-6dc1fa243853 |