Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Gletscherablagerungen und glazigene Vollformen > Gletscherablagerungen > Einzelobjekt, gletschertransportiert |
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Unterbegriffe |
Riesenfindling (in Bayern für Findlinge >100 m3) |
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Status |
gültig |
Kürzel |
ygt |
Erläuterung |
Durch Gletschereis transportierter und an anderer Stelle abgelagerter Gesteinsblock. |
Synonyme |
erratischer Block, Großgeschiebe |
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Englisch |
erratic boulder, erratic block |
Zusammensetzung / Merkmale |
Als Einzelobjekt vorkommender und wegen seiner Größe auffallender Block ortsfremden Festgesteins, der Durchmesser von mehreren Metern erreichen kann. Als Mindestmaß für Findlinge wird z. B. in Mecklenburg-Vorpommern 1 m3, in Nordrhein-Westfalen 2 m3 angegeben.
Findlinge können weitgehend eckig oder aber kantengerundet, dann auch oft poliert und gekritzt sein. |
Entstehung |
Durch Gletschereis aufgenommener, transportierter und an anderer Stelle abgelagerter Gesteinsblock. Beim Transport wurden Kanten oft gerundet, Flächen poliert und gekritzt. |
Bildungsprozess |
• glazigen |
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• ausgeschmolzen |
Bildungsraum |
• glazial |
Bildungsmilieu |
• glaziär |
Abgrenzung |
entfällt |
Anmerkung |
Findlinge sind wichtige Hinweise auf die ehemalige Vergletscherung eines Gebietes. Im 19. Jahrhundert spielten Fragen nach Herkunft, Transport und Ablagerung der Findlinge eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Glazialtheorie.
Exponiert liegende Findlinge aus Kristallingesteinen erlangen gegenwärtig Bedeutung für die Rekonstruktion der Deglaziationsabläufe durch Oberflächenexpositionsdatierungen mittels kosmogener Nuklide (u. a. BÖRNER et al. 2013/2014, REUTHER 2007).
Der mit einem Volumen von 3000 bis 4000 m3 vermutlich größte Findling im alpinen Vereisungsgebiet ist aus der Gegend von Weiler im Allgäu bekannt. Der größte Findling in Norddeutschland ist der „Buskam“ vor der Küste der Insel Rügen bei Göhren (Volumen mind. 206 m3). Bedeutende Findlinge sind z. T. als Geotope registriert und unter Schutz gestellt oder in Findlingsgärten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Fällen, in denen sich Findlinge einem eingrenzbaren Herkunftsgebiet zuordnen lassen, haben sie den Charakter von Leitgeschieben. |
Literatur |
BUCH, L. VON (1827): Über die Verbreitung großer Alpengeschiebe. – Poggendorff's Ann. Phys. u. Chem., IX (Ann. d. Phys., LXXXV): 575–588. |
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BÖRNER, A., RINTERKNECHT, V., BOURLÈS, D. & BRAUCHER, R. (2013/2014): Erste Ergebnisse von Oberflächenexpositionsdatierungen an glazialen Großgeschieben durch in-situ gebildetes kosmogenes Beryllium-10 in Mecklenburg-Vorpommern (Nordostdeutschland). – Zeitschrift für geologische Wissenschaften, 41/42 (H. 3): 123–143. |
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HEINE, K., REUTHER, A. U., THIEKE, H. U., SCHULZ, R., SCHLAAK, N. & KUBIK, P. W. (2009): Timing of Weichselian ice marginal positions in Brandenburg (northeastern Germany) using cosmogenic in situ 10Be. – Zeitschrift für Geomorphologie, N. F. 53 (4): 433–454. |
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MEYER, K.-D. (1999): Die größten Findlinge in Niedersachsen. – Geschiebekunde aktuell, Sonderheft 5: 3–34. |
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OBST, K. (2005): Der „Buskam“ von Göhren/Rügen – ein Riesenfindling aus Hammer-Granit. – Geschiebekunde aktuell, 21 (2): 33–44, 68. |
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REUTHER, A. U. (2007): Surface exposure dating of glacial deposits from the last glacial cycle – Evidence from the Eastern Alps, the Bavarian Forest, the Southern Carpathians and the Altai Mountains. – Relief, Boden, Paläoklima, 21: 196 S.; Stuttgart (Schweizerbart). |
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SCHLÜTER, G. (1993): Große Findlinge in Schleswig-Holstein – ihr Schicksal und ihre Schutzwürdigkeit. – Berichte Geologisches Landesamt Schleswig-Holstein, 2: 17–32, Kiel. |
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SCHULZ, W. (1999): Sedimentäre Findlinge im norddeutschen Vereisungsgebiet. – Archiv für Geschiebekunde, 2, (8): 521–560. |
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SCHULZ, W. (2003): Geologischer Führer für den norddeutschen Geschiebesammler. – 507 S.; Schwerin (cw Verlagsgrupe). |
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SPEETZEN, E. (1998): Findlinge in Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Gebieten. – 172 S., Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen, Krefeld. |
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SLIGTENHORST, M. & SPEETZEN, E. (2006): Eiszeitliche Großgeschiebe („Findlinge“) zwischen Rhein und Weser und ihre Aussagen zur Bewegung des Inlandeises. – Geologie und Paläontologie in Westfalen, 66: 123 S. |
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THOMAE, M., BÜCHNER, C., DEGEN, T., FIEBER, W., MAI, C., SOMMERWERK, K., WANSA, S., WIMMER, R., WAMBACH, P. & ZIRKENBACH, H.-C. (2004): Findlinge und große Steine in Sachsen-Anhalt. – Mitteilungen zur Geologie von Sachsen-Anhalt, Beiheft 7: 108 S. |
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WASMUND, E. (1929): Ein rhätischer Riesenfindling im Allgäuer Rheingletschergebiet. – Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Abt. B: 609–655. |
Bearbeitung |
Erstfassung: GROTTENTHALER, W., JERZ, H. & STEPHAN, H.-J.; April 1985 |
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Überarbeitung: WANSA, S., DOPPLER, G. & ROTHER, H.; März 2019 |
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Abbildung 1 |
 Findling Alter Schwede am Elbufer bei Övelgönne in Hamburg (Foto: J. EHLERS, Februar 2006). |
Abbildung 2 |
 Kleiner Markgrafenstein in den Rauenschen Bergen bei Berlin, größter Findling Brandenburgs (Foto: N. HERMSDORF, 2008). |
Abbildung 3 |
 Riesenfindlinge aus Konglomerat der oberoligozänen bis untermiozänen Kojenschichten der subalpinen Unteren Süßwassermolasse in komponentengestütztem Till des würmzeitlichen Iller-Vorlandgletschers (Kiesgrube Josereute bei Oy/Mittelberg im Allgäu, Bayern; Foto: G. DOPPLER, BayLfU, 12.03.2007). |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
160 |
Eltern-ID |
158 |
Hierarchie |
4 |
Änderungsdatum |
01.12.2020 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/1a59788c-a677-4236-b91d-86df0ea1470e |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/1a59788c-a677-4236-b91d-86df0ea1470e |
JSON |
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CSV |
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