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Küstendüne

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Windablagerungen und Dünen > Düne

Unterbegriffe -

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Status gültig
Kürzel DUK
Erläuterung Düne aus verwehtem Strandsand in Küstennähe
Synonyme

Kategorisierung geomorphologisch
Englisch coastal dune
Zusammensetzung / Merkmale Äolische Sedimente sind in Küstennähe in charakteristischen Vollformen (→ Dünen ) abgelagert. Intern sind diese Küstendünen planar (eben) schräggeschichtet. Gelegentlich sind humose Lagen (z.B. fossile Bodenhorizonte oder verwehter Oberboden) eingeschaltet. Die Unterscheidung von Weiß-, Grau-, Gelb-, Braun- und Schwarzdünen richtet sich nach dem Entwicklungsgrad der Böden (Lockersyrosem bis Podsolen) und entspricht damit dem zunehmenden Alter der Ablagerungen. Im Zuge dieser Entwicklung verringert sich der Karbonat- und Salzgehalt.

Küstendünen bestehen überwiegend aus gut sortierten Mittel- und Feinsanden. In Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Liefergebietes und der Transportkraft des Windes enthalten sie teilweise Beimengungen von Grobsand. Schluff und Ton fehlen oder sind nur in sehr geringen Anteilen vertreten. Die einzelnen Sandkörner sind überwiegend gut gerundet. Oft zeigen sie matte Oberflächen mit Schlagmarken als Folge von Kornkollisionen durch Springfracht-Transport (Saltation).
Entstehung Küstendünen entstehen durch Verwehung von Strandsand und Sedimentation überwiegend in Bereichen mit spärlicher Vegetation (z.B. Kliffrand, trockener Strandbereich). Daneben finden auch Umlagerungen von Dünensand (z.B. Wanderdüne) und Strandwallsanden durch den Wind statt. Wird der Dünensand im Ablagerungsprozess nicht durch Vegetation beeinflusst, entstehen Sicheldünen (Barchane), unter Einfluss von Vegetation entstehen Quer- (Transversal-) und Parabeldünen.
Bildungsprozess Sedimentation
äolisch
springend transportiert
Bildungsraum Düne
terrestrisch
• litoral (epilitoral)
Bildungsmilieu sedimentär
Abgrenzung Strandwall: durch Sturmfluten, bei hohen Wasserständen durch auflaufende Wellen abgelagerter, wallartig aufgehäufter Sand und Kies.
Binnendüne: überwiegend unter periglazialen Bedingungen während des Pleistozäns aufgeweht, teilweise im Holozän reaktiviert; Liefergebiete sind vor allem die Sander und Urstromtäler.
Anmerkung Die nur temporär bestehende Vordüne auf dem oberen Strand stellt das erste Depot für aus dem Strand ausgewehten Sand dar, der sich in niedrigwüchsigen Pflanzenbeständen (z.B. Salzmiere) und Treibsel sammelt.

Die Weiße Düne ist morphologisch bereits deutlich vom Strand abgesetzt; ihr typischer Bewuchs besteht aus Strandhafer. In der landseitig anschließenden Grauen Düne ist die Sandzufuhr geringer. Typische Pflanze ist hier das Silbergras, an der Ostseeküste treten auch erste Kiefern auf.

Die praktisch nicht mehr übersandete, überwiegend mit Heidekräutern und/oder Kiefern bewachsene Küstendüne wird auch als Gelb-, bei fortgeschrittener Bodenbildung als Braundüne oder Schwarze Düne bezeichnet, die dann Kiefern-Eichen-Buchen-Mischwälder in unterschiedlichen Entwicklungsstadien tragen können.

An der Nordseeküste kommen auf Strandwällen aufgesetzte Küstendünen im Gebiet von Eiderstedt vor, teilweise überdecken sie auch pleistozäne Inselkerne (SyIt, Amrum, Föhr) und an den Küstensaum anschließende Partien der Geest (Sahlenburg). Auf den Ostfriesischen und Nordfriesischen Inseln sowie auf den hochliegenden Sandplaten im inneren Teil der Deutschen Bucht (Großer Vogelsand, Scharhörn, Trischen) kommen bis 20 m hohe Küstendünen vor. Sie ruhen auf Wattsedimenten und Vorlandschichten.

Auch im Bereich der Ostseeküste können die Strandwälle flach überweht sein, stellenweise sind mächtige Dünen aufgesetzt. An den Ausgleichsküsten der Ostsee lagern Dünen auf Strandwallfächern und sind für langgestreckte Nehrungen charakteristisch (z.B. Schaabe, Schmale Heide auf Rügen, auch auf Usedom, Hiddensee, Darß und Zingst). Am oberen Rand sandiger Steilküsten treten infolge der Deflation Kliffranddünen auf. Ihre Mächtigkeit schwankt in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der am Kliff ausstreichende Sande und erreicht z. B. am Streckelsberg auf Usedom >10 m.

Für Zwecke des Küsten- und Inselschutzes werden dünenähnliche Schutzkörper künstlich aufgeschüttet. Sie unterscheiden sich von Naturdünen durch die schlechtere Sortierung des Materials, reichliche Schillführung, künstliche Bepflanzung und das regelmäßige Profil.
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Seite „Küstendüne“. – In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. Juni 2013, 10:37 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=K%C3%BCstend%C3%BCne&oldid=119442214 (Abgerufen: 15. Juli 2013, 13:35 UTC).
Bearbeitung Erstbearbeitung: MENKE, B. & STREIF, H. (1986)
Neubearbeitung: LAMPE, R., NIEDERMEYER, R.-O., SCHWARZ, C., KAUFHOLD, H. & OBST, K. (2020)

Abbildung 1
Abb. 376-1: Küstendüne auf Amrum, Schleswig-Holstein (Foto: C. Schwarz, 2005)
Abbildung 2
Abb. 376-2: Weißdüne auf Juist, Niedersachsen (Foto: J. Ehlers, 2013)
Abbildung 3
Abb. 376-3: Deflationswanne in Küstendünen, Hiddensee, Mecklenburg-Vorpommern (Foto: R. Lampe, 2005)
Abbildung 4
Abb. 376-4: Kliffranddünenablagerungen über spätglazialen Beckensanden mit gekapptem Eisenhumuspodsol, Hohes Ufer, Fischland, Mecklenburg-Vorpommern (Foto: R. Lampe, 2010)

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 396
Eltern-ID 169
Hierarchie 3
Änderungsdatum 12.09.2022

Link https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/44fee6d5-9fd7-4284-a26b-b2322de85c72
Excel https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/44fee6d5-9fd7-4284-a26b-b2322de85c72
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CSV https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/csv/44fee6d5-9fd7-4284-a26b-b2322de85c72

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Küstendüne; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/44fee6d5-9fd7-4284-a26b-b2322de85c72/mid/3427, Abrufdatum 19.05.2024 um 17:25 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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