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chemische Höhlenablagerungen

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Höhlenablagerungen

Unterbegriffe Höhlensinterkalkstein

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Status gültig
Kürzel hoc
Erläuterung Aus wässrigen Lösungen in Höhlen und künstlichen Hohlräumen durch Kristallisation und/oder Mineralumwandlung entstandene Bildungen
Synonyme Höhlensinter, Speläothem

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch speleothem, cave formations, cave sinter
Zusammensetzung / Merkmale Bei chemischen Höhlenablagerungen handelt es sich um chemische Sedimentgesteine nicht mariner, subterraner Entstehung. Sie werden auch als Höhlensinter oder Späleothem bezeichnet (vgl. HILL & FORTI (1997)). Darunter fallen u. a. Tropfsteine, grobkristalline Drusen, Bergmilch, aber z. B. auch Überzüge aus Eisen- oder Manganoxid oder Gips (SPÖTL 2005). Der Begriff "Speläothem" bezieht sich damit auf die Art/Form des Vorkommens eines Minerals/Gesteins und nicht auf seine chemische Zusammensetzung. Speläotheme werden nach ihrer Morphologie (d. h. nach ihrer äußeren Form), nach ihrem Ursprung und ihrer Kristallographie (d. h. nach ihrer inneren Struktur) klassifiziert. HILL & FORTI (1997) unterscheiden 38 Speläothem-Typen (z. B. Stalaktiten, Stalagmiten, Helictiten/Excentriques, Tubes, Höhlenperlen, Mondmilch).
Insgesamt sind weltweit aus Höhlen über 250 verschiedene, z. T. Gesteine aufbauende, Minerale (vgl. HILL & FORTI 1997) bekannt. Eis ist als Gestein subsumiert. Am häufigsten treten Speläotheme aus Kalziumkarbonat (Calcit, seltener Aragonit) auf. Umfangreiche Einzelheiten zu Speläothemen und Höhlenmineralen können u. a. HILL & FORTI (1997) entnommen werden.
Entstehung Chemische Höhlenablagerungen (Höhlensinter, Erze, Höhlenminerale, Höhleneis) entstehen aus wässrigen Lösungen in Höhlen und künstlichen Hohlräumen durch Kristallisation und/oder Mineralumwandlung. Die Ausfällung aus (stehendem, tropfendem, fließendem) Wasser führt zur Ausbildung verschiedenster Speläotheme/Sinterformen (s. o.). Die Mineralneubildung kann auch aus der Luft und Aerosolen erfolgen (Excentriques, Blumenkohlsinter, verschiedene Salze aus heißen Gasen).
Chemische Höhlenablagerungen entstehen in der Regel durch sehr langsames Wachstum mit zusätzlich wechselnden Wachstumsgeschwindigkeiten sowie Wachstumspausen und/oder Lösungsphasen. Dabei können über die Wachstumszeit sowohl das Materialangebot als auch dessen chemische Zusammensetzung variieren. Deshalb zeigen viele Höhlensinter im Anschnitt streifig oder wellenförmig wechselnde Färbungen der Abscheidungsschichten. Die Färbung der Höhlensinter selbst beruht auf der Eigenfarbe der gesteinsbildenden Minerale und/oder auf Verunreinigungen durch z. B. organische Stoffe (Humin- und Fulvin-Säuren), Erz-, Eisen- und Mangan-Oxide/Hydroxide, Ruß oder Spurenmetalle.
Die Wachstumsgeschwindigkeit der Speläotheme liegt zwischen einigen hundertstel und wenigen mm pro Jahr bei Kalksinter (vgl. z. B. SPÖTL (2005)). Höhere Geschwindigkeiten sind bei Sinter/Speläothemen in Salzbergwerken zu beobachten.
Durch die chemische Umwandlung des Nebengesteins oder einzelner Minerale können neue Ablagerungen oder Minerale entstehen, beispielsweise kann Kalkstein durch schwefelhaltiges Wasser in Gipsstein umgewandelt werden oder aus Pyrit entsteht Gips.
Bildungsprozess präzipitär
Bildungsraum Höhlenraum
künstlicher Hohlraum
Spalte
Bildungsmilieu subterran
sedimentär
Abgrenzung
  • Ausfällungsbildungen: Höhlensinter sind auch den Ausfällungsbildungen zugeordnet. Aus bildungsräumlichem Zusammenhang werden sie hier definiert.
Anmerkung Unter Höhlenablagerungen werden auch Ablagerungen in künstlichen Hohlräumen (Stollen, Strecken, Bunker etc.) subsummiert.
Literatur BÖGLI, A. (1978): Karsthydrographie und physische Speläologie. – 292 S.; Berlin u. a. (Springer).
FORD, D. & WILLIAMS, P. (1989): Karst Geomorphology and Hydrology. – 601 S.; London u. a. (Chapman & Hall).
HILL, C. & FORTI, P. (1997): Cave Minerals of the World (Second Edition). – 463 S.; Huntsville (National Speleological Society).
HÄUSLEMANN, P. (2007): Speläo-Merkblätter C31 – Sedimente in Höhlen. – Verband Österreichischer Höhlenforscher (VÖH).
HILDEN & WREDE, V. (1992): Der Malachitdom - Ein Beispiel interdisziplinärer Höhlenforschung im Sauerland. – 304 S., Krefeld (Geol. L.-Amt Nordrh.-Westf.).
MURAWSKI, H. & MEYER, W. (2010): Geologisches Wörterbuch. – 220 S.; Heidelberg (Spektrum).
SPÖTL, C. (2005): Speläo-Merkblätter C33 – Höhlensinter. – Verband Österreichischer Höhlenforscher (VÖH).
Bearbeitung Erstbearbeitung: KATZSCHMANN, L., STEUERWALD, K., FRANZ, M. & GLASER, S. (2019)

Abbildung 1
Verschiedene Kalksinter (Sintergardinen, Sinterwälle, Stalaktiten, Makkaroni-Sinter); Bleßberghöhle, Unterer Muschelkalk (Neundorf, Thüringen; Bildhöhe ca. 3 m; Foto: TLUG, 2009).
Abbildung 2
Eisstalagmiten in der Bleßberghöhle2, Unterer Muschelkalk, (Neundorf, Thüringen; Bildhöhe ca. 1m; Foto: L. KATZSCHMANN, 2009).
Abbildung 3
Steinsalzkristalle bis 20 cm Kantenlänge, Kristallgrotte im Kalibergwerk Merkers (Thüringen; Bildhöhe ca. 1,2 m; Foto: L. KATZSCHMANN, 2009)
Abbildung 4
Grünliche durch Kupfer gefärbte Stalaktiten im Malachitdom im devonischen Massenkalkstein (Brilon-Bleiwäsche, NRW; Bildbreite ca. 20 cm; Foto: GD NRW, 1991)

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 310
Eltern-ID 226
Hierarchie 2
Änderungsdatum 01.12.2020

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, chemische Höhlenablagerungen; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/095660e6-1940-4d7b-8b16-d9b1f238ffe1/mid/3427, Abrufdatum 06.05.2024 um 05:31 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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