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Dwog

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Meeres- und Küstenablagerungen > Küstenablagerungen > Marsch

Unterbegriffe Eisendwog
Humusdwog

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Status gültig
Kürzel dw
Erläuterung Infolge nachfolgender Transgression mit Marschsedimenten überdeckter fossiler Bodenhorizont im Küstenraum der Nordsee
Synonyme Schwarze Schnur, Blauer Strahl, Dwogmarsch (Bodenkomplex mit Dwoghorizonten)

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch buried dense topsoil horizon
Zusammensetzung / Merkmale Als Dwog wird ein fossiler humoser bis stark humoser Bodenhorizont bezeichnet. Häufig lagern Dwöge auf tonig-schluffigen und kalkfreien Bodenhorizonten mit gelegentlich krümeligen Gefüge und feiner Durchwurzelung. Im Vergleich zu den liegenden Sedimenten ist der Dwog in der Regel feinkörniger, da während der Bodenbildung nur vereinzelt Überspülungen durch schluffige und tonige Sedimente vorkamen. Dwöge kommen in zwei Varianten vor: Humusdwog ist ein humoser bis stark humoser Bodenhorizont (Ah-Sd-Horizont), der Übergänge zu → Anmoorbildungen oder → Niedermoortorf aufweisen kann. Der Eisendwog ist ein Go-Horizont mit reliktischen, verhärteten Eisen-Mangan-Konkretionen an Wurzelröhren.
Entstehung Dwöge sind Humusoberbodenhorizonte und bildeten sich aus der Vegetationsdecke von meist grasartigen und krautigen Pflanzen auf einer ehemaligen Oberfläche im Küstenraum der Nordsee während Regressionsphasen. In diesen Phasen wurde sehr wenig oder kein klastisches Material aus dem marinen Bereich auf die Marschen eingefrachtet, so dass es hier zur Bodenbildung kommen konnte. Im Zuge nachfolgender Transgressionen bzw. des Meeresspiegelanstiegs wurden die Dwöge von Marschsedimenten überdeckt.
Grundsätzlich können Dwöge in allen Marschsedimenten auftreten. Vorwiegend finden sie sich in den Uferwällen und in den epilitoralen Sedimenten. Es sind drei dominante Phasen der Dwogbildung bekannt. Verbreitet sind die Dwöge, die um die Zeitenwende und um 1000 n. Chr. entstanden. Seltener findet man dagegen Dwöge der Regressionsphase von 1000 bis 400 v. Chr.
Bildungsprozess pedogen
sedentär
Bildungsraum supratidal
Bildungsmilieu • semiterrestrisch
Abgrenzung Knick: Charakteristischer Bodenhorizont der Knickmarsch mit Staueigenschaften. Der Knick ist in der Regel primär tonreich und durch pedogene Prozesse kalkfrei. Er zeichnet jedoch keine Bodenbildung auf einer ehemaligen Marschoberfläche nach, sondern repräsentiert stattdessen eine besonders tonreiche Schicht im Bodenprofil.
Anmerkung Der Humusdwog wird aufgrund seiner markanten Erscheinung im Bodenprofil volkstümlich oft als „Schwarze Schnur“ oder „Blauer Strahl“ bezeichnet. Die Bezeichnung Dwog wird nur in der → Marsch angewendet.
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Seite „Dwog“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. Mai 2010, 16:53 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dwog&oldid=74311445 (Abgerufen: 15. Juli 2013, 13:55 UTC).
Bearbeitung Erstbearbeitung: MENKE, B. & STREIF, H. (1986)
Überarbeitung: SCHWARZ, C., GEHRT, E., KAUFHOLD, H., GRUBE, A., OBST, K. (2020)

Abbildung 1
Dwog bei Kehdingen in Niedersachsen, Tiefe der Grube circa 0,6 m (Foto: GEHRT, E., 2010)
Abbildung 2
Bodenprofil bei Rohdenkirchen (Niedersachsen) mit zwei Dwögen: 1. Dwog der Zeitenwende, 2. Mittelalterlicher Dwog (Foto: HOFMANN, K.)

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 332
Eltern-ID 331
Hierarchie 4
Änderungsdatum 12.03.2021

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Dwog; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/4587c5f9-e05a-47b1-a98b-d437c797a9f2/mid/3427, Abrufdatum 17.05.2024 um 03:41 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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