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Raseneisenstein

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Ausfällungsbildungen > Eisen/Mangan-Ausfällungen

Unterbegriffe -

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Status gültig
Kürzel er
Erläuterung Oberflächige oder oberflächennahe, feste Eisenausfällungen im Bereich meist flächenhafter Grundwasseraustritte, versetzt mit klastischem Material
Synonyme Raseneiserz (Weiterverwendung nicht empfohlen)

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch bog iron ore, meadow ore, swamp ore, bog ore
Zusammensetzung / Merkmale Mineralgemisch aus Eisenoxyden und Eisenhydroxiden (meist Goethit und Lepidokrokit) mit wechselndem Anteil von absorbiertem Wasser sowie pflanzlichem und klastischem Detritus. Das rötlichgelb über braun/braungelb bis schwarz gefärbte Gestein besitzt häufig ein poröses, schlackeartiges Gefüge. Es tritt nesterweise oder als bankige Bildungen meist unter einem Meter Mächtigkeit in Böden mit einem permanent höheren Wasserstand auf. Der Eisengehalt schwankt regional und auch lokal im Allgemeinen zwischen 25 und 50%. Lokal sind Eisengehalte über 80% nachgewiesen (SPAZIER 1999). Daneben treten auch untergeordnet Anreicherungen von Mangan, Phosphor und anderen Elementen auf.
Entstehung Raseneisenstein bildet sich in grundwasserbeeinflussten Böden, von denen ein Teil ganzjährig wassergesättigt ist. Kohlensäure (aus atmosphärischem Kohlendioxid) führt in Verbindung mit Huminsäuren, z. T. auch Mikroorganismen im wassergesättigtem Bereich zu einem Reduktionshorizont, in dem dreiwertige Eisenverbindungen in Lösung gehen, reduziert und mit dem Grundwasserstrom abgeführt werden. Das gelöste Eisen fällt bei Kontakt mit Sauerstoff (Bodenluft oder sauerstoffhaltiges Grundwasser) als hydroxidische Eisenverbindungen aus. Die zunächst gelförmigen Eisenanreicherungen verfestigen sich unter Wasserabgabe zu eigentlichem Raseneisenstein.
Bildungsprozess • prezipitär
Bildungsraum terrestrisch
• limnisch
Bildungsmilieu sedimentär
Abgrenzung
Eisenocker unverfestigte, weiche bis breiige, zumeist rostbraune Eisenhydroxidausfällung (vorwiegend Goethit) mit variablen Anteilen an pflanzlichem und klastischem Detritus, entstehend im Bereich meist flächenhafter Grundwasseraustritte
Ortstein verfestigte, rostbraune Eisenhydroxidausfällung (meist mit Huminsäureanteilen) z.B. im B-Horizont von Podsolböden (starke Verfestigung eines Podsol-B-Horizontes (Bms nach KA5)), Eisenhydroxide als Kornüberzüge sowie in den Poren, Auftreten als unregelmäßig geformte harte Lagen, Klumpen und Krusten bis mehr als 4 dm Mächtigkeit
Orterde unverfestigte, rostbraune Eisenhydroxidausfällung (meist mit Huminsäureanteilen) z.B. im B-Horizont von Podsolböden (noch nicht bis schwach verfestigter Podsol-B-Horizont), Eisenhydroxide als Kornüberzüge sowie in den Poren, Auftreten als unregelmäßig geformte Lagen.
Anmerkung Raseneisenstein wurde in früherer Zeit vielfach abgebaut und zumeist zur Eisengewinnung verhüttet  bzw. als Baumaterial für Gebäude und Mauern eingesetzt. Die Gewinnung und Nutzung erfolgte in Deutschland bis ins späte 20. Jahrhundert.
Literatur AD-HOC-AG BODEN, Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 438 S., 41 Abb., 103 Tab., 31 Listen, Hannover 2005
SCHEFFER, F. & SCHACHTSCHABEL. P. (2018): Lehrbuch der Bodenkunde. 17. Aufl.: 575 S., 186 Abb.; Stuttgart (Spektrum).
SCHWERTMANN, U. (1959): Die fraktionierte Extraktion der freien Eisenoxyde in Böden, ihre mineralogischen Formen und ihre Entstehungsweisen. Z. Pflanzenernähr., Düng. u. Bodenkde., 84: 194-204;WeinheimiBergstr. (Verl. Chemie).
SITSCHICK, H., LUDWIG, F., WETZEL, E., LUCKERT,J. & T. HÖDING (2005): Raseneisenerz - auch in Brandenburg ein mineralischer Rohstoff mit bedeutender wirtschaftlicher Vergangenheit. Brandenburg. Geowiss. Beitr. 12, 1/2, S. 119-128, Kleinmachnow.
SPAZIER, I. (1999): Neue Ergebnisse aus dem germanischen Eisenverhüttungszentrum Wolkenberg. In: Ausgrabungen im Niederlausitzer Braunkohlenrevier, S. 97-104, Pritzen
ZWAHR,H., GRANITZKI,P.,SCHOMBURG,J. & J. ZANDER (2000): Quartäres Raseneisenerz in Mecklenburg-Vorpommern – Genese, Stoffbestand, Vorkommen und Nutzung. Brandenburg. Geowiss. Beitr. 7, 1/2, S. 83-91, Kleinmachnow.
Bearbeitung Erstfassung: HINZE, C. (1985)
Überarbeitung: HERMSDORF, N.; Katzschmann, L. (2021)

Abbildung 1
Abb. 246-1: Raseneisenstein Nudow (Landkreis Potsdam-Mittelmark, Brandenburg) Foto: N. Hermsdorf (Bildunterkante entspricht 10cm)
Abbildung 2
Abb. 246-2: Raseneisenstein Bärwinkel (Landkreis Märkisch-Oderland, Brandenburg) Foto: LGRB (Bildunterkante entspricht 10cm)
Abbildung 3
Abb. 246-3: Raseneisenstein in der Stadtmauer von Dahme/Mark (Landkreis Teltow-Fläming, Brandenburg) Foto: N. Schlaak (2011)

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Ja
Begriffs-ID 246
Eltern-ID 243
Hierarchie 3
Änderungsdatum 18.01.2023

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Raseneisenstein; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/c3992123-2cdf-4f6a-ad71-d35ffbd2eddf/mid/3427, Abrufdatum 19.05.2024 um 10:13 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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