Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Gletscherablagerungen und glazigene Vollformen > Gletscherablagerungen > Einzelobjekt, gletschertransportiert |
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Unterbegriffe |
Glazigene Schuppe |
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Begriffsdefinition 'Glazigene Scholle' als PDF |
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Status |
gültig |
Kürzel |
ggs |
Erläuterung |
Von Störungen bzw. Diskordanzen allseitig begrenzter allochthoner Gesteinskörper, der vom Gletschereis aus dem ursprünglichen Gesteinsverband abgeschert und meist in Ablagerungen glaziärer Genese eingebettet wurde. |
Synonyme |
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Kategorisierung |
petrogenetisch |
Englisch |
glacial raft, glaciotectonic block |
Zusammensetzung / Merkmale |
Eine glazigene Scholle ist ein von Störungen, tektonischen Fugen bzw. Diskordanzen allseitig begrenzter allochthoner Gesteinskörper unterschiedlichster petrographischer Zusammensetzung, der in zumeist jüngeren Ablagerungen glaziärer Genese eingebettet ist. Schollen wurden von ihrem ursprünglichen Gesteinsverband vollständig getrennt (wurzellos), wobei ihre primären lithologischen Merkmale weitestgehend erhalten blieben. Sie können einzeln oder in Schollenverbänden auftreten. Sie sind kennzeichnend für → Glazitektonische Komplexe und kommen häufig als Einzelelemente von → Glazitektoniten und → Stauchendmoränen vor.
Schollen können Größen von wenigen Kubikdezimetern bis Tausenden Kubikmetern besitzen. |
Entstehung |
Glazigene Schollen werden vom Gletschereis aus dem ursprünglichen Gesteinsverband abgeschert,
a) im Gletscher transportiert und kommen in Till, seltener auch in Schmelzwasserbildungen zur Ablagerung.
b) vor dem aktiven Gletscherrand im Zuge der Stauchendmoränengenese zusammen- und aufgeschoben. |
Bildungsprozess |
• glazitektonisch |
Bildungsraum |
• subglazial |
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• terminoglazial |
Bildungsmilieu |
• glaziär |
Abgrenzung |
- Glazitektonit: durch glazitektonische Deformation präexistenter Bildungen entstandenes Gestein, das noch Merkmale des Ausgangsgesteins zeigt.
- Rutschscholle: durch Abgleiten von größeren Gesteinsmassen auf Gleitflächen entstanden.
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Anmerkung |
Vermeintlich autochthone Gesteine können oft nur bei guten Aufschlussverhältnissen als Schollen identifiziert werden, insbesondere durch Till-Einschaltungen im Liegenden dieser Gesteine. Anschauliches Beispiel dafür ist ein Teil der Kreidefelsen von Rügen.
Durch Störungen begrenzte bewegte Gesteinskörper, die mit ihrem Herkunftsort in einer noch relativ engen, erkennbaren Beziehung stehen, werden auch als glazigene Schuppen bezeichnet (EISSMANN 1987). |
Literatur |
EISSMANN, L. (1987): Lagerungsstörungen im Lockergebirge – Exogene und endogene Tektonik im Lockergebirge des nördlichen Mitteleuropa. – Geophysik und Geologie, Geophysikalische Veröffentlichungen der Universität Leipzig, Bd. III (4): 7–77. |
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EVANS, D. J. A. (2013): Glacitectonic Structures and Landforms. – In: ELIAS, S. A. & MOCK, C. J. (eds.): Encyclopedia of Quaternary Science, 2nd ed., vol. 1: 839–845; Amsterdam etc. (Elsevier). |
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LIEDTKE, H. (1981): Die nordischen Vereisungen in Mitteleuropa. – Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Bd. 204, 2. Aufl., 307 S. |
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MURAWSKI, H. & MEYER, W. (2010): Geologisches Wörterbuch. – 12. Aufl., 220 S.; Stuttgart (Enke). |
Bearbeitung |
HERMSDORF, N., DOPPLER, G. & WANSA, S.; März 2019 |
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Abbildung 1 |
 Scholle aus eemzeitlicher Kalkmudde in weichselkaltzeitlichen Schmelzwassersanden (Bauernberge bei Stechow, Brandenburg; Foto: N. HERMSDORF, 2006). |
Abbildung 2 |
 Scholle aus miozänem Quarzsand, darüber periglaziäre Deckserie mit Windkanterhorizont (Sandgrube Schiffmühle, Brandenburg; Foto: N. SCHLAAK, 2004). |
Abbildung 3 |
 Scholle aus eozänem Ton (dunkelgrau, Bildmitte und vorn) in unterem Till (grau, rechte Bildseite) und überdeckt von oberem Till (hellbraun) (Tongrube Salow/Friedland, Mecklenburg-Vorpommern, Stoßhöhe ca. 5 m; Foto: A. BÖRNER, 2011). |
Abbildung 4 |
 Scholle einer miozänen Schichtenfolge: Quarzsande, Braunkohlenschluffe, Braunkohle, darüber pleistozäne Schmelzwassersande (Umgehungsstraße bei Frankfurt/O., Brandenburg; Foto: N. SCHLAAK, 2002). |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
159 |
Eltern-ID |
158 |
Hierarchie |
4 |
Änderungsdatum |
04.07.2024 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/0efddecf-2568-40ff-997c-88f7acf4f020 |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/0efddecf-2568-40ff-997c-88f7acf4f020 |
JSON |
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CSV |
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