Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Gletscherablagerungen und glazigene Vollformen > glazigene Vollformen > Endmoräne |
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Unterbegriffe |
Grundbruchmoräne |
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Begriffsdefinition 'Stauchendmoräne' als PDF |
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Status |
gültig |
Kürzel |
PM |
Erläuterung |
Endmoräne, die beim Vorrücken oder Oszillieren des Eisrandes durch Zusammenschub des vor dem Eisrand liegenden Materials und Aufpressung von Lockergesteinen des Untergrundes entsteht. |
Synonyme |
Stauchmoräne |
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Kategorisierung |
geomorphologisch |
Englisch |
thrust moraine, push moraine, ice push ridge |
Zusammensetzung / Merkmale |
Stauchendmoränen bilden markante Wälle, die den Rand eines oszillierenden oder aktiv vorstoßenden Gletschers nachzeichnen. In Abhängigkeit von der Dimension und der Dynamik des Eisrandes sowie der lithologischen Beschaffenheit des vorliegenden Untergrundes können Stauchendmoränen beachtliche Ausmaße aufweisen (>100 m Höhe), jedoch treten vielfach auch kleindimensionale Formen auf (>10 m Höhe). Üblicherweise handelt es sich um Bereiche, die aus mehreren hintereinander liegenden Endmoränenwällen bestehen. Stauchendmoränen sind meist sehr uneinheitlich aus Gesteinskörpern unterschiedlicher Art und Größe zusammengesetzt. Typisch ist dabei das Auftreten dislozierter und eingeschuppter kompetenter Gesteinspakete (→ glazigene Schollen), die mit Schottern, Diamikten oder auch feinsedimentreichen Einheiten vergesellschaftet sind. In der Regel kommen Scherzonen und → Glazitektonite an der Moränenbasis vor. In Bereichen zwischen den glazitektonisch verlagerten Paketen finden sich teils stark gefältelte Schichten, gelegentlich auch ungeschichtete Kiese und Sande. Kennzeichnend sind in jedem Fall Gefüge, die auf raumeinengende (kompressive) Bewegungen durch den Gletscher schließen lassen (z. B. Falten, Schuppen, Verwerfungen). |
Entstehung |
Stauchendmoränen entstehen durch die Wirkung von Gletscherauflast und gleichzeitiger Vorwärtsbewegung, die zur Übertragung von hohem Druck in das Vorland führen und damit das Verfalten und Verschuppen eisrandnaher Sedimentpakete verursachen. Neben dem Zusammenschub von oberflächennahem Material spielt auch die Deformation und Aufpressung von gefrorenem oder ungefrorenem Lockergestein des Untergrundes eine wichtige Rolle. Die Stauchung kann mehr als 100 m in die Tiefe reichen.
Stauchendmoränen, die allein durch das Aufpressen deformierter Schichten infolge Eisauflast entstanden sind, werden auch Grundbruchmoränen genannt (KUPETZ & KOźMA (2015).
Stauchendmoränen können sowohl während der Vorstoßphase des Eises als auch im Zuge kleinerer Eisfront-Oszillationen während einer Rückzugs- bzw. Abschmelzphase entstehen. |
Bildungsprozess |
• glazigen |
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• glazigen deformiert |
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• glazigen zerschert |
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• glazitektonisch |
Bildungsraum |
• terminoglazial |
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• subglazial |
Bildungsmilieu |
• glaziär |
Abgrenzung |
- Satzendmoräne: Endmoräne, die durch länger anhaltende Akkumulation ausschmelzender Gesteinsfracht an positionsstabilen Gletscherrändern entstanden ist.
- Glazitektonischer Komplex: ausgedehnte Kompressionszonen, die durch großdimensionale und intensive Verfaltung und Verschuppung meist lokal dislozierter Gesteinseinheiten prä-quartären Ursprungs charakterisiert sind.
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Anmerkung |
Unter Stauchendmoräne werden nur in der Landschaft hervortretende morphologische Vollformen verstanden. Im Gegensatz dazu sollten vom Gletschereis niedergeschliffene oder durch andere Prozesse gekappte Stauchendmoränen als Stauchzone bezeichnet werden.
Die großen Stauchendmoränen in den Randgebieten der skandinavischen Vereisungen stehen in der Regel mit entsprechenden Ausräumungszonen (z. B. Gletscherschürfbecken) in Verbindung, die später mehr oder weniger mit Sediment verfüllt werden. Die Intensität der Stauchungen ist im Gebiet der skandinavischen Inlandvereisungen im Allgemeinen größer als im Gebiet der alpinen Vorlandvergletscherungen.
Der englische Begriff „push moraine“ wird heute nur noch für kleinere Moränenwälle mit Höhen von meist <10 m verwendet. |
Literatur |
BUSCHE, D., KEMPF, J. & STENGEL, I. (2005): Landschaftsformen der Erde. Bildatlas der Geomorphologie. – 360 S.; Darmstadt (Primus-Verlag). |
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EHLERS, J. (2011): Das Eiszeitalter. – 363 S.; Heidelberg (Spektrum). |
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EISSMANN, L. (1987): Lagerungsstörungen im Lockergebirge – Exogene und endogene Tektonik im Lockergebirge des nördlichen Mitteleuropa. – Geophysik und Geologie, Geophysikalische Veröffentlichungen der Universität Leipzig, Bd. III (4): 7–77. |
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EVANS, D. J. A. (2013): Moraine Forms and Genesis. – In: ELIAS, S. A. & MOCK, C. J. (eds.): Encyclopedia of Quaternary Science, 2nd ed., vol. 1: 769–779; Amsterdam etc. (Elsevier). |
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GRIPP, K. (1964): Erdgeschichte von Schleswig-Holstein. – 411 S.; Neumünster. |
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KUPETZ, M. & KOŹMA, J. (2015): Europäischer und Globaler Geopark Muskauer Faltenbogen / Geopark Łuk Mużakowa – die weltweit am besten untersuchte Grundbruchmoräne (“Stauchendmoräne”). – EDGG, 255: 113–135. |
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LUKAS, S. & ROTHER, H. (2016). Moränen versus Till: Empfehlungen für die Beschreibung, Interpretation und Klassifikation glazialer Landformen und Sedimente. − E&G Quaternary Science Journal 65 (2): 95−112. |
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MENZIES, J. & SHILTS, W. W. (1996): Subglacial Environments. – In: MENZIES, J. (ed.): Past Glacial Environments – Sediments, Forms and Techniques. – Glacial Environments, vol. 2, chapter 2: 15–136; Oxford (Butterworth-Heinemann). |
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MEYER, K.-D. (1983): Saalian end moraines in Lower Saxony. – In: EHLERS, J. (ed.): Glacial Deposits in North-West-Europe: 335–342; Rotterdam (Balkema). |
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STEPHAN, H.-J. (1985): Deformations striking parallel to glacier movement as a problem in reconstructing its direction. – Bulletin of the Geological Society of Denmark, 34: 47–53. |
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WATEREN, F. M. VAN DER (1987): Structural geology and sedimentology of the Dammer Berge push moraine, FRG. – In: MEER, J. J. M. VAN DER (ed.): Tills and Glaciotectonics: 157–182; Rotterdam (Balkema). |
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WATEREN, F. M. VAN DER (1992): Structural Geology and Sedimentology of Push Moraines. Processes of soft sediment deformation in a glacial environment and the distribution of glaciotectonic styles. – Dissertation Universität Amsterdam: 230 S.; Amsterdam. |
Bearbeitung |
Erstfassung: STEPHAN, H.-J.; Dezember 1984 |
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Überarbeitung: DOPPLER, G., ROTHER, H., HERMSDORF, N., GRUBE, A., WANSA, S.; März 2019 |
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Abbildung 1 |
 Deformationsstrukturen in einer Stauchendmoräne (Petersberger Endmoräne nordöstlich von Halle (Saale), Sachsen-Anhalt; Foto: S. WANSA, 16.10.1997). |
Abbildung 2 |
 Profilschnitt durch eine Stauchendmoräne (an A96 bei Schöffelding, Bayern; G. DOPPLER, BayGLA, 1993). Bezeichnungen der geologischen Einheiten mit Kürzel aus drei Teilen: Stratigraphie, Lithologie, Genese. Stratigraphie: qr = (sub)rezent (künstliche Ablagerungen); qh = Holozän; W = (Hoch-)Würm; Ziffern geben zeitliche Reihenfolge wieder; Lithologie: ,G = Schotter; ,U = Diamikton; Genese: ,,b = Beckenablagerung, ,,br = Bodenbildung, Verbraunung, ,,bt = Bodenbildung, Bt-Horizont Parabraunerde; ,,m = Till; Darstellung 5-fach überhöht! |
Abbildung 3 |
 Endmoränenlandschaft mit rezentem Eisrand (links) und Stauchwällen (rechts) (Penckbreen, Spitzbergen; Foto: H. U. THIEKE, August 1996). |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
153 |
Eltern-ID |
152 |
Hierarchie |
4 |
Änderungsdatum |
01.12.2020 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/91251fc3-ec4f-4671-974a-9916bb237acc |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/91251fc3-ec4f-4671-974a-9916bb237acc |
JSON |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/json/91251fc3-ec4f-4671-974a-9916bb237acc |
CSV |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/csv/91251fc3-ec4f-4671-974a-9916bb237acc |