Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Gletscherablagerungen und glazigene Vollformen > glazigene Vollformen |
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Unterbegriffe |
Satzendmoräne |
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Stauchendmoräne |
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Begriffsdefinition 'Endmoräne' als PDF |
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Status |
gültig |
Kürzel |
EM |
Erläuterung |
Langgestreckte, eisrandparallele Wallform, die einen ehemaligen Eisrand quer zur Eisfließrichtung nachzeichnet. |
Synonyme |
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Kategorisierung |
geomorphologisch |
Englisch |
end moraine, terminal moraine, frontal moraine |
Zusammensetzung / Merkmale |
Als Endmoränen werden vor allem Wallformen bezeichnet, die am Gletscherrand erzeugt wurden und einen ehemaligen Eisrand quer zur Eisfließrichtung nachzeichnen. Im Idealfall handelt es sich um langgestreckte, eisrandparallele Rücken mit asymmetrischem Querschnitt. Abhängig von der Beteiligung von Schmelzwasser und Toteis bei der Ablagerung können Endmoränen aber auch in kleine Kuppen und Mulden (einschließlich Toteiskessel) aufgelöst sein. Eine entsprechende Differenzierung ist anhand hochauflösender LiDAR-Geländemodelle besonders gut nachzuvollziehen (SALCHER et al. 2009). Je nach Größe des Gletschers können sich Endmoränenwälle über viele Zehner bis Hunderte Kilometer Länge erstrecken, sind aber immer wieder durch Schmelzwasserdurchbrüche untergliedert. In der Höhe erreichen sie mehrere Zehner Meter bis über 100 m. Das bei frisch abgelagerten Endmoränen und solchen aus der letzten Eiszeit deutlich akzentuierte Relief ist bei älteren Formen durch periglaziale Überprägung wesentlich ausgeglichener.
Endmoränen zeichnen den stationären oder oszillierenden Eisrand nach, so dass ihre Breite stark variiert und mehrere Kilometer erreichen kann. Oft sind mehr oder weniger ausgeprägte Wälle als so genannte Moränenstaffeln etwa parallel girlandenförmig hintereinander angeordnet. Sie repräsentieren die maximale Eisausdehnung oder Gletscherstände aus der Vorstoß- oder Abschmelzphase der Vereisung. Wo diese Endmoränengirlanden wie im Alpenvorland beim Rückschmelzen immer tiefer in den frei werdenden Gletscherbecken abgelagert wurden, bilden sie so genannte Moränen-Amphitheater (ELLWANGER et al. 2011).
Abhängig von ihrer Ausbildung als → Satzendmoräne oder → Stauchendmoräne können Endmoränen aus verschiedenen Arten von → Till (Primär- und Sekundärtill) und → Schmelzwasserablagerungen sowie den unterschiedlichsten Locker- oder Festgesteinen eines → Glazitektonits bestehen. |
Entstehung |
Endmoränen entstehen am Rand von Gletschern durch aus dem Eis ausschmelzendes, auf der Gletscheroberfläche, auf Scherflächen im Eis oder an der Gletscherbasis mitgeführtes Material (→ Satzendmoräne). Sie können aber auch durch Zusammenschub von oberflächennahem Gestein am Gletscherrand oder Aufpressung und Verschuppung von Gesteinen des Untergrundes (→ Stauchendmoräne) gebildet werden. Diese Vorgänge, die sich am Gletscherrand ständig abspielen, führen nur dann zu einer erkennbaren Endmoräne, wenn eine Gleichgewichtslage so lange andauert oder Stauchvorgänge so stark oder häufig sind, dass ein eisrandparalleler Höhenrücken entsteht. |
Bildungsprozess |
• glazigen |
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• ausgeschmolzen und / oder glazigen deformiert |
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• glazigen zerschert |
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• glazitektonisch |
Bildungsraum |
• terminoglazial |
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• subglazial |
Bildungsmilieu |
• glaziär |
Abgrenzung |
- Seitenmoräne: wallförmige Sedimentanhäufung, die an den Flanken langgestreckter Gletscherzungen entsteht.
- Mittelmoräne: entsteht zwischen zwei zusammenfließenden Zungen von Gebirgs- oder Auslassgletschern.
- Glazitektonischer Komplex: ausgedehnte Kompressionszonen, die durch großdimensionale und intensive Verfaltung und Verschuppung meist lokal dislozierter Gesteinseinheiten prä-quartären Ursprungs charakterisiert sind.
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Anmerkung |
Die Bezeichnung Endmoräne wird, insbesondere in der älteren deutschen Fachliteratur, auch im Sinne von Endmoränen-Ablagerung gebraucht. An dieser Stelle wird die Bezeichnung entsprechend der internationalen Verwendung jedoch ausschließlich als geomorphologische Bezeichnung definiert. Wo Endmoränen den Landschaftscharakter bestimmen, spricht man auch von Endmoränenlandschaft.
Eine Endmoräne markiert in der Regel nicht den Außenrand der maximalen Eisverbreitung einer Vereisungsperiode. Sie zeichnet vielmehr eine Position des Eisrandes nach, die sich durch längeres Verharren in einer Gleichgewichtslage zwischen Nachfließen und Abtauen (→ Satzendmoräne) oder durch die Reichweite der Schubwirkung eines Eisvorstoßes (→ Stauchendmoräne) auszeichnet. Endmoränen können somit sowohl dynamisch beim Eisvorstoß wie auch mehr oder weniger stationär beim Rückschmelzen des Gletschers entstehen, wenn sich über längere Zeit ein Gleichgewicht zwischen Eisnachschub und Abschmelzen ergibt.
Die durch Endmoränen belegten Eisrandlagen werden zur Gliederung von Vereisungszyklen herangezogen. Dies ist vor allem bei den morphologisch noch besonders frisch erhaltenen Endmoränen der letzten Eiszeit der Fall, wo Bezeichnungen wie Äußere oder Innere Jungendmoräne auch einen annähernden Vergleich der Entstehungszeit ermöglichen. Markante, in engen Abständen parallel verlaufende Endmoränenzüge werden auch als Endmoränenstaffel zusammengefasst. Im morphostratigraphischen Sinne werden Endmoränen mit Lokalnamen belegt, z. B. im nordischen Vereisungsgebiet die Pommersche Hauptendmoräne. Im alpinen Vereisungsgebiet bezieht sich die Benennung mit Lokalnamen immer auf einzelne Vorlandgletscher, wie z. B. den Ebersberger, Kirchseeoner und Ölkofener Stand des Inngletschers.
Auf geologischen Karten werden Endmoränen entweder durch die Firstlinien der Moränenwälle oder durch flächige Hervorhebung der Wallformen mittels Farbe oder Signatur dargestellt. Bei rein morphologischer Betrachtung werden in den Endmoränenbereich vermutlich häufig auch durch Schmelzwasser entstandene Vollformen wie z. B. Kames oder Schwemmkegel einbezogen, so dass eine allgemeinere Sammelbezeichnung wie „Eisrandbildungen“ oft angemessener ist. |
Literatur |
EHLERS, J. (2011): Das Eiszeitalter. – 363 S.; Heidelberg (Spektrum Akademischer Verlag). |
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ELLWANGER, D., WIELANDT-SCHUSTER, U., FRANZ, M. & SIMON, T. (2011): The Quaternary of the southwest German Alpine Foreland (Bodensee – Oberschwaben, Baden-Württemberg, Southwest Germany). – Quaternary Science Journal (Eiszeitalter und Gegenwart), 60 (2–3): 306–328. |
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MENZIES, J. (2011): Glacial Geomorphology. – In: GREGORY, K. J. & GOUDIE, A. S. (Hrsg.): Handbook of Geomorphology: 378–393, London (SAGE). |
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MEYER, K.-D. (1983): Saalian end moraines in Lower Saxony. – ln: EHLERS, J. (Hrsg.): Glacial Deposits in North-West-Europe: 335–342, Rotterdam (Balkema). |
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SALCHER, B. C., HINSCH, R. & WAGREICH, M. (2009): High resolution mapping of glacial landforms in the North Alpine Foreland, Austria. – Geomorphology, 122 (3–4): 283–293. |
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SCHREINER, A. (1997): Einführung in die Quartärgeologie. – 2. Aufl.: 257 S., Stuttgart (Schweizerbart). |
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TROLL, K. (1924): Der diluviale Inn-Chiemsee-Gletscher. Das geographische Bild eines typischen Alpenvorlandgletschers. − 121 S., 1 geologisch-morphologische Karte 1 : 100.000; Stuttgart. |
Bearbeitung |
Erstfassung: GROTTENTHALER, W. & STEPHAN, H.-J.; Mai 1985 |
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Neubearbeitung: DOPPLER, G., ROTHER, H; März 2019 |
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Abbildung 1 |
 Blackwater-3-Endmoräne (Waimakariri Tal der zentralen neuseeländischen Alpen, Canterbury Provinz; Foto: H. ROTHER, Februar 2006). |
Abbildung 2 |
 Lobenförmig entwickelte Endmoräne eines pleistozänen Vorlandgletschers (Piedmont-Gletscher) (Khangai Gebirge, Bumbatin Gol, Zentralmongolei; Foto: H. ROTHER, August 2012). |
Abbildung 3 |
 Wallförmige Endmoräne mit Konzentration erratischer Blöcke im Kammbereich. Die in die Moräne integrierte Vollform im Hintergrund hat einen Kern aus Festgestein (Khangai Gebirge; Foto: H. ROTHER, August 2012). |
Abbildung 4 |
 Abbauwand in der Blockpackung der Pommern-Phase (Sperlingsherberge, Brandenburg; Foto: N. SCHLAAK, 2004). |
Abbildung 5 |
 Aufgeschlossene Blockpackung der Pommern-Phase mit Lessive‘ (Sperlingsherberge, Brandenburg; Foto: N. SCHLAAK, 2004). |
Abbildung 6 |
 Blockpackung der Pommern-Phase (Neuenhagener Oderinsel, Kiessandgrube Bralitz, Brandenburg; Foto: N. SCHLAAK, 2004). |
Abbildung 7 |
 Würmzeitlicher Endmoränenwall des Loisach-Vorlandgletschers (Issing bei Landsberg am Lech, Bayern; Foto: G. DOPPLER, 1988). |
Abbildung 8 |
 Trinser Moräne (direkt hinter der Siedlung), Gschnitz-Stadium (Gschnitz-Tal, Stubai, Österreich; Foto: S. WANSA, 2014). |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
152 |
Eltern-ID |
302 |
Hierarchie |
3 |
Änderungsdatum |
01.12.2020 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/b8d8e6a7-f950-4403-bf25-e06930ba2aab |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/b8d8e6a7-f950-4403-bf25-e06930ba2aab |
JSON |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/json/b8d8e6a7-f950-4403-bf25-e06930ba2aab |
CSV |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/csv/b8d8e6a7-f950-4403-bf25-e06930ba2aab |