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Brackwattablagerungen

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Meeres- und Küstenablagerungen > Küstenablagerungen > Brackwasserablagerungen

Unterbegriffe -

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Status gültig
Kürzel wab
Erläuterung Feinsandige, teilweise kalkhaltige, in weitgehend abgeschnürten, teilweise ausgesüßten Gewässern entstandene Wattablagerungen
Synonyme

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch backwater tidal deposits
Zusammensetzung / Merkmale Brackwattablagerungen sind feinsandige, z. T. schluffig-tonige bis feinsandige, kalkhaltige Sedimente. Die Ablagerungen sind ungeschichtet oder geschichtet und weisen teilweise bimodale Schichtungsformen des Gezeitenbereichs auf.
Entstehung Brackwattablagerungen werden im Gezeitenbereich oder bei geringer Wasserbedeckung in vom Meereseinfluss weitgehend abgeschnürten, teilweise ausgesüßten Gewässern sedimentiert. Die feinkörnigen, klastischen, oft kalkführenden Sedimente belegen eine Einfrachtung des Materials von See her. Für den Sedimenttransport, die Ablagerung und auch für die Remobilisation sind überwiegend winderzeugte Wellen verantwortlich. Im Übergangsbereich zum Marschvorland können unterschiedlich dichte Vegetationsbestände bis zum Brackwasserröhricht auftreten.
Bildungsprozess Sedimentation
aquatisch-klastisch
tidal
Bildungsraum terrestrisch bis marin
• litoral (eu- bis supralitoral)
intertidal
lagunär
Bildungsmilieu sedimentär
brackisch
brackisch-euxinisch
Abgrenzung
  • → Mudde: Sedimente, die in Seen abgelagert werden und organische Komponenten (> 5 %) enthalten. 
  • → Schlick: Plastische bis breiige Ablagerungen mit organischen Komponenten, die in küstennahen Becken abgelagert werden. 
  • Lagunäre Ablagerungen: schluffig-tonige, z. T. feinsandige Sedimente mit geringem Kalkgehalt, z.T. geschichtet, mit pflanzlichen Resten (Rhizome, Wurzeln, Stengel) des Schilfrohrs Phragmites communis.
Anmerkung Brackisch bezeichnet Salzgehalte im Wasser zwischen <1 ‰ und >0,5 ‰, also einen Zustand zwischen dem salzhaltigen Seewasser (Nordsee mit einem Salzgehalt von 3,5 ‰, Ostsee von 2 ‰) und dem Süßwasser (Salzgehalt < 0,5 ‰).
Heute ist die Bildung von Brackwattablagerungen im Wesentlichen auf die Mündungen der Tideflüsse beschränkt. Dort wird die Sedimentation von einem durch Strombau- und Küstenschutzmaßnahmen verschärften Tidegeschehen bestimmt. Kleinere Brackwattareale kommen außerdem in den Randzonen der Watten vor, wo süßes Grund- und Oberflächenwasser aus den Marschen, von der Geest und aus den Inseldünen zufließt. In diesen räumlich stark eingeengten Brackwasserzonen ist ein steiler Gradient der Salzgehalte zu beobachten. Dagegen haben während des Holozäns ausgedehnte, weitestgehend ausgesüßte Brackwassergebiete mit geringem Tidehub eine weite Verbreitung gehabt und eine paläogeographisch bedeutsame Rolle gespielt.
Im Ostseebereich werden Brackwattablagerungen nicht ausgehalten.
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Bearbeitung Erstbearbeitung: STREIF, H. (1986)
Überarbeitung: LAMPE, R., SCHWARZ, C., KAUFHOLD, H., OBST, K. (2020)

Abbildung 1
Übergang vom Ästuar zum Brackwatt bei Nordkehdingen (Niedersachsen). Bei Salzgehalten von 0,5 bis 1,8 ‰ entwickeln sich Vegetationsbestände mit einer gewissen Salztoleranz (Foto: GEHRT, E., 2012).

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 11
Eltern-ID 322
Hierarchie 4
Änderungsdatum 12.03.2021

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Brackwattablagerungen; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/1e9613ad-2a77-41e6-a290-189e2a154bbe/mid/3427, Abrufdatum 17.05.2024 um 08:24 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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