Plaggenauftrag
Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Anthropogene Bildungen > Meliorativ veränderte Gesteine > Aufträge über mineralischem Sediment |
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Unterbegriffe |
- |
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Status |
gültig |
Kürzel |
yPg |
Erläuterung |
Auftragsboden aus stark durchwurzelten Lockersedimenten, Hofabfällen und Tierkot |
Synonyme |
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Kategorisierung |
petrogenetisch |
Englisch |
plaggic material |
Zusammensetzung / Merkmale |
Plaggenaufträge bestehen meist aus humosem Sand bis Schluff, vereinzelt mit Kies, Steinen und Kulturresten (z. B. Scherben, Holzkohle, Ziegel). Bodenkundlich wird zwischen grauen (Plaggen aus Podsol-Gebieten) und braunen (Plaggen aus Braunerde- und Parabraunerdegebieten) Plaggeneschen unterschieden. Bedingt durch die Genese ist das Plaggenmaterial mit Humus und Nährstoffen angereichert. Die erhöhten Phosphorgehalte sind charakteristisch. |
Entstehung |
Ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. begannen die Bauern in Nordwestdeutschland und in den angrenzenden Niederlanden die humosen stark durchwurzelten Schichten des Oberbodens in siedlungsfernen Gebieten abzuplaggen (Heideplaggen, Grassoden) und als Einstreu im Viehstall zu verwenden. Dieses Gemisch aus schwer zersetzbaren Wurzelresten, mineralischen Komponenten, Hofabfällen und Tierkot wurde nachfolgend auf dorfnahe Felder gebracht. Durch jahrhundertelange Zufuhr von organischem und mineralischem Material entstanden so Plaggenauflagen mit verbreitet bis 60 cm, in Ausnahmen auch bis über 100 cm Mächtigkeit. Mit dem Aufkommen des Mineraldüngers und neuer Landbautechniken wird seit etwa 80 Jahren keine Plaggenwirtschaft mehr betrieben. |
Bildungsprozess |
• anthropogen |
Anmerkung |
Durch das wiederkehrende Aufbringen der Plaggen sind die entsprechenden Ackerflächen um mehrere Dezimeter bis mehr als einen Meter künstlich erhöht worden. Oft entstanden dabei steile Böschungen und Kanten (Eschkanten) an den Feldgrenzen sowie künstliche Eintiefungen an den Stellen der Plaggenentnahme, die häufig durch eine Verarmung an Humus und Nährstoffen sowie ggf. Veränderungen der Vegetation gekennzeichnet sind. Plaggenesche weisen aufgrund der häufig vorhandenen Kulturrelikte und der Abdeckung alter Kulturschichten nicht selten eine archäologische Archivfunktion auf. |
Literatur |
AD-HOC-ARBEITSGRUPPE BODEN DER STAATLICHEN GEOLOGISCHEN DIENSTE UND DER BUNDESANSTALT FÜR GEOWISSENSCHAFTEN UND ROHSTOFFE (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung [KA 5]. – 438 S.; Stuttgart (Schweizerbart). |
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DEUTSCHE BODENKUNDLICHE GESELLSCHAFT (2013): Boden des Jahres 2013. – Plaggenesch – Steckbrief, www.dbges.de/wb/media/Boden%20des%20Jahres/2013/SteckbriefBodendesJahres_2013.pdf. |
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ECKELMANN, W. (1980): Plaggenesche aus Sanden, Schluffen und Lehmen sowie Oberflächenveränderungen als Folge der Plaggenwirtschaft in den Landschaften des Landkreises Osnabrück. – Geologisches Jahrbuch, F10: 3–93. |
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FASTABEND, H. & RAUPACH, F. von (1961): Zur Kenntnis der Plaggenböden in Nordwestdeutschland. – Geologisches Jahrbuch, 78: 139–172. |
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GIANI, L., MAKOWSKY, L. & MUELLER, K. (2014): Plaggic Anthrosol: Soil of the Year 2013 in Germany: An overview on its formation, distribution, classification, soil function and threats. – Journal of Plant Nutrition and Soil Science, 177(3): 320–329. |
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HINTERMAIER-ERHARD, G. & ZECH, W. (1997): Wörterbuch der Bodenkunde. – 338 S.; Stuttgart (Enke). |
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SCHEFFER, F. & SCHACHTSCHABEL, P. (2010): Lehrbuch der Bodenkunde. 16. neu bearb. Aufl. [Blume, H.-P. et al.]. – 569 S.; Heidelberg (Spektrum). |
Bearbeitung |
Erstbearbeitung: HINZE, C. (1984) |
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Überarbeitung: ASCH, K., GEHRT, E., HÖRMANN, U., KAUFHOLD, H., WAGNER, B. (2019) |
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Abbildung 1 |
 Grauer Plaggenesch in Oldenburg (Oldenburg) (TK 25 Blatt 2814 Bad Zwischenahn),
Foto: L. GIANI 2012
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Abbildung 2 |
 Plaggenesch bei Stapelholm (TK 25 Blatt 1621 Süderstapel), Foto: A. MORDHORST 2014 |
Abbildung 3 |
 Schema zur Entstehung der Plaggeneschflur E. GEHRT 2013
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
286 |
Eltern-ID |
343 |
Hierarchie |
4 |
Änderungsdatum |
19.06.2024 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/5361d270-2e90-48c8-899a-a62a4ffffde7 |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/5361d270-2e90-48c8-899a-a62a4ffffde7 |
JSON |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/json/5361d270-2e90-48c8-899a-a62a4ffffde7 |
CSV |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/csv/5361d270-2e90-48c8-899a-a62a4ffffde7 |
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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Plaggenauftrag; 31.03.2025.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/5361d270-2e90-48c8-899a-a62a4ffffde7/mid/3427, Abrufdatum 01.05.2025 um 09:36 Uhr.