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Schlick / Schlickwatt

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Meeres- und Küstenablagerungen > Küstenablagerungen > Wattablagerungen

Unterbegriffe -

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Status gültig
Kürzel TUwa
Erläuterung Feinkörnige plastische Wattablagerungen mit organischem Anteil
Synonyme Schlamm, Modder

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch Organic rich mud, sludge
Zusammensetzung / Merkmale Schlick ist ein Überbegriff für plastische bis breiige Ablagerungen mit Anteilen an organischem Kohlenstoff (Corg) zwischen 2 % (marine Becken) bis > 10 % (küstennahe Becken der Ästuare und Lagunen) sowie thixotropen Eigenschaften. In den Meeresbecken besteht das Sediment aus tonig-schluffigem, im küstennahen Bereich auch aus schluffig-feinsandigem Material und ist kalkhaltig bis kalkfrei. Die hohen Corg-Anteile stammen von fein verteilten und bakteriell zersetzten pflanzlichen und tierischen Resten. Kolloidales (amorphes) FeS·nH20 bewirkt im Allgemeinen eine intensiv dunkelgraue bis schwarze Färbung. Typisch ist im frischen Zustand ein Schwefelwasserstoff-Geruch.
Entstehung Schlick entsteht als Sinkstoff aus der Suspensionsfracht und aus autochthoner Bioproduktion in der Brackwasserzone von Ästuaren sowie unter strömungsberuhigten bis Stillwasser-Bedingungen in den tieferen bis tiefen Becken der Nord- und Ostsee und deren flacheren Küstenbecken (z. B. Bodden). Im Nordseebereich erfolgt die Sedimentation auch in den landwärtigen, nahe der Mitteltidehochwasserlinie gelegenen Bereichen des Wattenmeeres. Die anorganischen Komponenten des Schlicks werden sowohl durch Flüsse aus dem Hinterland als auch durch Seegang oder Gezeitenströmungen vom Meer her eingefrachtet. Aus den gleichen Liefergebieten können karbonatische und organische Sedimentanteile stammen.
In den Wattgebieten der Nordsee und den Ästuaren der Ostsee überwiegt jedoch häufig die lokale Produktion von Detritus aus Plankton und Benthos. Bei der Entstehung von Schlick spielen Flockungsprozesse sowohl in der Brackwasser-, als auch in der Tiefwasserzone, speziell unter Sauerstoffmangel eine bedeutende Rolle. Für die Fixierung des Schlicks an der Watt- bzw. Sedimentoberfläche sind teilweise auch Benthosorganismen verantwortlich, die als mechanische Schlickfänger, durch Abscheiden schleimiger Substanzen und durch Produktion von Kotpillen zu einer Sedimentstabilisierung beitragen und somit der Remobilisierung des abgelagerten feinkörnigen Materials entgegenwirken.
In landnahen Bereichen des Wattenmeeres wird der Schlick durch Wasserabgabe und frühdiagenetische Prozesse verändert. Diese Areale werden auf den Karten der SGD der Küstenländer als „Schlickwatt“ bezeichnet.
Bildungsprozess Sedimentation
aquatisch-klastisch
präzipitär
biogen
phytogen
Bildungsraum • autochton
marin
• litoral (eu- bis sublitoral)
neritisch
intertidal
terrestrisch bis marin
lagunär
• fluvio-marin
Ästuar
Bildungsmilieu sedimentär
marin
marines Stillwasser
brackisches Stillwasser
euxinisch
brackisch-euxinisch
• oxisch
Anmerkung Der von einem volkstümlichen Ausdruck abgeleitete Begriff Schlick war ursprünglich für alle feinkörnigen, schlammartigen Ablagerungen in Flüssen, Seen und im Meer gebräuchlich. Er wurde im geologischen Sprachgebrauch aber zunehmend auf entsprechende Bildungen des brackisch-marinen Küsten- und Meeresraumes eingeengt. Schlick ist demnach ein petrographischer Begriff für nicht- bis geringkompaktierte (unverfestigte) Ablagerungen aus überwiegend feinst- bis feinkörnigen siliziklastischen, karbonatischen und organogenen Sinkstoffen.
Schlick / Schlickwatt treten bei den → marinen Ablagerungen (→ Schelfablagerungen) und den → Küstenablagerungen (→ Wattablagerungen, → Brackwasserablagerungen) auf.
Literatur FÜCHTBAUER, H., Hrsg. (1988): Sedimente und Sedimentgesteine. Sediment-Petrologie, Teil II., 4. Auflage. XVI. – 1141 S.; Stuttgart (Schweizerbart).
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REINECK, H.-E. (Hrsg.) (1978): Das Watt - Ablagerungs- und Lebensraum. – 2. Aufl., 185 S.; Frankfurt a. M. (Kramer).
Seite „Schlick“. - In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. März 2013, 04:59 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schlick&oldid=116047721 (Abgerufen: 15. Juli 2013, 12:31 UTC)
STREIF, H. (1990): Das ostfriesische Küstengebiet - Inseln, Watten und Marschen. – Sammlung Geologischer Führer, 57, 2. Aufl.: 376 S.; Berlin, Stuttgart (Borntraeger).
UFFENORDE, H. (1982): Zur Gliederung des klastischen Holozäns im mittleren und nordwestlichen Teil der Deutschen Bucht (Nordsee) unter besonderer Berücksichtigung der Foraminiferen. – Eiszeitalter und Gegenwart, 32: 177–202.
Bearbeitung Erstbearbeitung: MENKE, B., STEPHAN, H.-J., STREIF, H. (1986)
Überarbeitung: LAMPE, R., NIEDERMEYER, R.-O., SCHWARZ, C., KAUFHOLD, H., OBST, K. (2020)

Abbildung 1
Schlickwatt bei Dagebüll (Schleswig-Holstein) mit temporär eingeschnittener Entwässerungsrinne und Kleinrippeln. (Foto: ELWERT, D., 1990)
Abbildung 2
Die Abbildung zeigt die idealisierte Zonierung der Sedimenttypen Schlickwatt (blau), Mischwatt (braun)und Sandwatt (gelb) im Hinblick auf die Küstenlinie. Links ist die Deichlinie (grün, Festland) erkennbar. Weiterhin ist die an den Watttyp gekoppelte Verbreitung einzelner Wattorganismen dargestellt. Mit Annäherung an den Deich steigt der Feinkornanteil. Verändert nach REINECK (1978).

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 323
Eltern-ID 7
Hierarchie 4
Änderungsdatum 12.03.2021

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Schlick / Schlickwatt; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/703a86b6-b430-4dff-ad6b-ec8a973afd76/mid/3427, Abrufdatum 17.05.2024 um 04:22 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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