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äolisch beeinflusste Fließerde

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Umlagerungsbildungen > Frostbodenbildungen > Fließerde

Unterbegriffe Hauptlage
Mittellage

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Status gültig
Kürzel flb
Erläuterung Aus Gesteinsmaterial mit deutlichem bis hohem äolisch bedingtem Schluffgehalt bestehende Fließerde
Synonyme

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch solifluction deposits with aeolian components
Zusammensetzung / Merkmale Äolisch beeinflusste Fließerden bestehen aus Gesteinsmaterial mit einer deutlichen bis hohen äolischen Fremdkomponente. Im norddeutschen Tiefland dominiert die Sandfraktion. Die Mächtigkeit beträgt mehrere Dezimeter bis wenige Meter. Sie sind i. d. R. gliederbar in die zuoberst lagernde 50 cm ± 20 cm mächtige Hauptlage, die sich örtlich durch Minerale des letzten Laacher See-Vulkanausbruchs auszeichnet sowie in die, wenn vorhanden, unterlagernde, unterschiedlich mächtige Mittellage, die häufig höhere äolische Gehalte aufweist. Die Grus- und Steingehalte variieren, örtlich ist die Mittellage fast grobkomponentenfrei. Während die Hauptlage außerhalb von Bereichen mit holozäner Erosion und Akkumulation oftmals flächendeckend auftritt, ist die Verbreitung der Mittellagen meist an spezifische Reliefbereiche gebunden, welche für die Sedimentation von äolischem Material günstig waren. Besonders in ostexponierten Leelagen können die z. T. mehrgliedrigen Mittellagen größere Mächtigkeiten von bis zu mehreren Metern erreichen.
Entstehung Äolisch beeinflusste Fließerden entstehen im Bereich des Auftaubodens über Permafrost durch wasserübersättigtes zähbreiiges Fließen (Makrosolifluktion, Gelifluktion) sowie durch Frosthub und dadurch verbundenen Materialtransport (Mikrosolifluktion, Frostkriechen) in Gefällerichtung. In kalt-trockenen Phasen erfolgte ein Eintrag bzw. eine Einmischung von äolischem Material. Bei der Hauptlage, die gegen Ende des würm-/weichselzeitlichen Spätglazials gebildet wurde (Jüngere Dryas), sind regional Tephrenbestandteile des letzten Laacher See-Vulkanausbruchs (Alleröd) eingearbeitet.
Bildungsprozess solifluktiv
Bildungsraum terrestrisch
• periglaziär
Bildungsmilieu sedimentär
Abgrenzung Lösslehm entsteht aus primär kalkhaltigem Löss durch kalt- und/oder warmzeitliche Verwitterungs- und Bodenbildungsvorgänge, wobei es zur Verlehmung der Windablagerungen kommt.
Anmerkung Äolisch beeinflusste Fließerden sind häufig Teil einer Fließerdefolge und treten typischerweise im Hangenden von äolisch unbeeinflusstem Fließerdematerial auf, das ausschließlich aus aufgearbeitetem und solifluidal verlagertem Gestein der Umgebung besteht.
Literatur AD-HOC-AG BODEN (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. – 5. Aufl., 438 S.; Hannover (Schweizerbart).
ALTERMANN, M. (1998): Gliederung periglaziärer Lagen. – Mitteilungen der deutschen bodenkundlichen Gesellschaft, 86: 175−180.
KLEBER, A. & TERHORST, B. (Hrsg., 2013): Mid-latitude slope deposits (cover beds). – Developments in sedimentology, 56: 302 S.; Oxford (Elsevier).
KÖSEL, M. & FLECK, W. (2017): Periglaziäre Lagen – Ansprache und Gliederung in der feldbodenkundlichen Praxis und ihre Bedeutung für die Bodenbildung: Beispiele aus Teilgebieten der Südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft von Baden-Württemberg. – LGRB-Fachbericht, 2017/1 (Exkursionsführer zum Geländeworkshop der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft vom 17. – 18. Mai 2017): 78 S. https://produkte.lgrb-bw.de/schriftensuche/sonstige-produkte/
SEMMEL, A. (1968): Studien über den Verlauf jungpleistozäner Formung in Hessen. − Frankfurter geographische Hefte, 45: 133 S.
SEMMEL, A. & TERHORST, B. (2010): The concept of the Pleistocene periglacial cover beds in central Europe: A review. – Quaternary International, 222(1-2): 120−128.
Bearbeitung KÖSEL, M., FLECK, W. (2019)

Abbildung 1
Mehrschichtige äolisch beeinflusste Fließerde am Ostabfall des Strombers, Gesamtmächtigkeit nach Bohrung > 2,5 m (Keuperbergland, Lkr. Ludwigsburg; Foto: LGRB Baden-Württemberg)

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 361
Eltern-ID 217
Hierarchie 4
Änderungsdatum 16.02.2021

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, äolisch beeinflusste Fließerde; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/7eedba5a-08f4-4335-8ac2-25cebcabb52c/mid/3427, Abrufdatum 19.05.2024 um 19:28 Uhr.
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