Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Gletscherablagerungen und glazigene Vollformen > glazigene Vollformen |
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Unterbegriffe |
Moulin Kames |
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Begriffsdefinition 'Kame, Kames (pl.)' als PDF |
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Status |
gültig |
Kürzel |
KA |
Erläuterung |
Hügel oder Rücken in der Eiszerfallslandschaft, der durch gravitative Umlagerung oder nach kurzem Schmelzwassertransport von Gletscherschutt zwischen Toteis-Blöcken gebildet wurde. |
Synonyme |
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Kategorisierung |
geomorphologisch |
Englisch |
kame |
Zusammensetzung / Merkmale |
Kames sind unterschiedlich große und sehr variabel geformte Hügel und Rücken in der Eiszerfallslandschaft. Sie bestehen in Süddeutschland vorwiegend aus Diamikten und schlecht sortiertem Kies, in Norddeutschland aus Schmelzwassersanden und -kiesen sehr variabler Körnung (bis hin zu Blöcken), häufig auch aus glazilimnischen Ablagerungen (Feinsanden, Schluffen). Typisch ist auch eine vertikal sehr schnell wechselnde Korngrößenverteilung. Die Internschichtung ist oft stark gestört.
Es kommen Aneinanderreihungen von einzelnen Kames dort vor, wo die Bildung entlang von Eisspalten erfolgte. |
Entstehung |
Kames sind „Schüttungen zwischen Toteis“. Sie entstehen beim Eiszerfall, wenn vom Gletscher mitgebrachtes Material gravitativ umgelagert oder nach kurzem Schmelzwassertransport zwischen Resten von Toteis abgelagert wird. Die Sedimente stammen aus supra- und englazialen Sedimentfallen. Sie sind teils abgerutscht, teils beim Niederschmelzen abgesetzt. Durch das Niedertauen selbst und auch nach dem Verschwinden des Eises sind ursprünglich vorhandene Internschichtungen oder Strukturierung durch seitliches Abrutschen und Nachsacken gestört (siehe z. B. BOULTON 1972). |
Bildungsprozess |
• glazifluviatil |
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• z. T. glazilimnisch |
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• glazigen |
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• glazigen abgeflossen |
Bildungsraum |
• terminoglazial |
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• supraglazial |
Bildungsmilieu |
• glaziär |
Abgrenzung |
- Os: langgestreckte Vollform, die durch einen Schmelzwasserstrom in und unter dem Gletscher gebildet wurden.
- Kamesterrasse: Geomorphologische Form, die durch Akkumulation von Schmelzwassersedimenten zwischen dem Gletscher und ansteigendem Gelände gebildet wurde.
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Anmerkung |
Der Begriff Kame wurde von JAMIESON (1874) eingeführt. Er lässt sich auf den gälischen Begriff „kaim“ für einen unregelmäßig geformten Hügel mit steilen Flanken zurückführen.
Kames sind Elemente der Eiszerfallslandschaft. Im englischen Sprachgebrauch wird die unruhige Oberfläche der Eiszerfallslandschaft auch als „kame and kettle“ bezeichnet.
Etwa wie Grabhügel geformte (deshalb auch als Tumuli bezeichnete) Kames, die vorwiegend aus Schottern aufgebaut sind und die auf Ablagerungen in annähernd kreisrunden Strudellöchern an der Oberfläche von Gletschern zurückgeführt werden, nennt man auch Moulin Kames.
In Norddeutschland wurden morphologisch isolierte Kameshügel früher häufig als Glockenhügel bezeichnet.
Kames bestehen überwiegend aus Schmelzwasserablagerungen. Da aber ihre geomorphologische Ausprägung und zum Teil auch das Interngefüge an den unmittelbaren Eiskontakt gebunden sind, erfolgt die Zuordnung zu den glazigenen Vollformen. |
Literatur |
BOULTON, G. S. (1972): Modern arctic glaciers as depositional models for former ice sheets. – Geological Society of London, Journal 128: 361–393. |
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BRODZIKOWSKI, K. &. LOON, A. J. VAN (1991): Glacigenic sediments. – Developments in Sedimentology, 49: 674 S.; Amsterdam (Elsevier). |
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CARRIVICK, J. L. & RUSSELL, A. J. (2013): Glaciofluvial Landforms of Deposition. – In: ELIAS, S. A. & MOCK, C. J. (eds.): Encyclopedia of Quaternary Science, 2nd ed., vol. 2: 6–17; Amsterdam etc. (Elsevier). |
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EHLERS, J. (2011): Das Eiszeitalter. – 363 S.; Heidelberg (Spektrum). |
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JAMIESON, T. F. (1874): On the Last Stage of the Glacial Period in North Britain. − Quarterly Journal of the Geological Society, 30: 317–338. |
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SCHREINER, A. (1992): Einführung in die Quartärgeologie. – 257 S.; Stuttgart (Schweizerbart). |
Bearbeitung |
Erstfassung: EHLERS, J.; Mai 1985 |
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Überarbeitung: WIELANDT-SCHUSTER, U., ELLWANGER, D., DOPPLER, G., HERMSDORF, N., GRUBE, A., WANSA, S.; März 2019 |
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Abbildung 1 |
 Kameskuppen von Sülfeld (Schleswig-Holstein; Foto A. GRUBE, 2007). |
Abbildung 2 |
 Kames, Geländekuppe aus Schmelzwasserablagerungen mit Eiskontakt in einer Eiszerfallslandschaft, Kuppenhöhe ca. 15 m, Höhe der Aufschlusswand 3−4 m (NEL-Gastrasse bei Teterow, Mecklenburg-Vorpommern; Foto: A. Börner, 2012). Details in Abb. 3. |
Abbildung 3 |
 Kameshügel aus Schmelzwassersanden und Beckenschluffen, Kuppenhöhe ca. 15 m, Höhe der Aufschlusswand 3−4 m. Deutlich sichtbar sind die zu den Flanken verrutschten Beckenschluffe (NEL-Gastrasse bei Teterow, Mecklenburg-Vorpommern; Foto: A. BÖRNER, 2012). |
Abbildung 4 |
 Kameshügel und vorgelagerter, wassergefüllter Toteiskessel im Bereich des würmzeitlichen Loisach-Vorlandgletschers (ESE Hagenheim, Bayern; Foto: G. Doppler, 1988). |
Abbildung 5 |
 Moulin Kames (Gletschertopf-Füllungen) des würmzeitlichen Loisach-Vorlandgletschers (am Hirschberg E Pähl bei Weilheim i. OB, Bayern; Foto: G. DOPPLER, BayGLA, 18.07.2003). |
Abbildung 6 |
 Moulin Kames (Gletschertopf-Füllungen) des würmzeitlichen Loisach-Vorlandgletschers (am Hirschberg E Pähl bei Weilheim i. OB, Bayern; Foto: G. DOPPLER, BayGLA, 18.07.2003). |
Abbildung 7 |
 Hillshade der Moulin Kames (Gletschertopf-Füllungen) des würmzeitlichen Loisach-Vorlandgletschers (am Hirschberg E Pähl bei Weilheim i. OB, Bayern; Geobasisdaten: © Bayerische Vermessungsverwaltung; Bildbreite entspricht ca. 900 m). |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
121 |
Eltern-ID |
302 |
Hierarchie |
3 |
Änderungsdatum |
01.12.2020 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/8a1b0960-c67f-4104-abef-aa00e1b4851e |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/8a1b0960-c67f-4104-abef-aa00e1b4851e |
JSON |
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CSV |
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