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Fluviatiles Gezeitensediment

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Meeres- und Küstenablagerungen > Küstenablagerungen

Unterbegriffe -

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Status gültig
Kürzel fgz
Erläuterung Bindige, nach extremen Sturmflutereignissen auch organische Rückstaubildung im Gezeitenbereich von Flüssen.
Synonyme

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch fluvio-tidal sediments
Zusammensetzung / Merkmale Bei fluviatilen Gezeitensedimenten handelt es sich um bindige, überwiegend tonige Rückstaubildungen im Gezeitenbereich von Flüssen. Sie sind in der Regel salz-, kalk- und schwefelfrei. Durch extreme Sturmflutereignisse können jedoch auch hier organische Bestandteile eingetragen werden, die dann zur Bildung von Sulfaten führen.
Entstehung Fluviatile Gezeitensedimente entstehen, wenn bei Sturmfluten das Meerwasser erheblich weiter und unter Umständen länger anhaltend als üblich in die Flussläufe eindringt. Als Folge werden die tidal beeinflussten Süßwasserbereiche der Flüsse zurück gestaut. Diese treten über die Ufer und es kommt zur Ablagerung von feinkörnigen Sedimenten. Da solche Ereignisse vergleichsweise selten eintreten, ist die Sedimentationsrate auf den betroffenen Flächen im Nahbereich der Flüsse entsprechend gering. Die fluviatilen Gezeitenablagerungen stellen somit die flächenmäßig am geringsten verbreiteten sowie geringmächtigsten Sedimente der Marsch. Sie sind sowohl mit den lagunären und epilitoralen Ablagerungen sowie den Uferwällen und Flussauen verzahnt und vergesellschaftet.
Transgressionen sowie Sturmfluten ließen das Meerwasser in den jüngeren Abschnitten des Holozäns entlang der Flüsse zunehmend weit ins Landesinnere vordringen. In den letzten 2.000 Jahren wurden dadurch fluviatile Gezeitensedimente immer weiter flussaufwärts abgelagert. Sie überdecken vielfach die dort vorher entstandenen Niedermoore in Mächtigkeiten von 0,1 bis 0,6 m, seltener bis 1 m. Lediglich im Bereich der Elbe finden sich die letzten Ablagerungen des Gezeitenfluviatils auch über mineralischen Sedimenten. Durch den deutlichen Kontrast der fluviatilen Gezeitensedimente zum liegenden Torf bzw. den älteren Sanden sind diese Ablagerungen ein sensibler Indikator dafür, wie weit der Gezeitenrückstau ins Landesinnere reichte. Im Bereich der Ems ist dieser Einfluss bis ca. 3 m ü. NHN, im Bereich der Weser bis 3,5 m ü. NHN, an der Oste und an der Elbe bis ca. 4 m ü. NHN nachweisbar (Tab. 1).
Bildungsprozess Sedimentation
• tidal (insbesondere durch Gezeitenrückstau
• z. B. bei Sturmfluten)
Bildungsraum litoral
supratidal
fluviomarin
Bildungsmilieu sedimentär
brackisch
Abgrenzung
  • Uferwallbildungen (Küste): Im Gegensatz zu fluviatilen Gezeitensedimenten zeigen Uferwälle eine deutliche Sturmflutschichtung und sind primär kalk- und sulfathaltig. 
  • Epilitorale Ablagerungen: Diese zeigen eine vergleichbare Ablagerungssituation wie die fluviatilen Gezeitensedimente, sind jedoch primär sulfat- und bedingt kalkhaltig. 
  • → Flussablagerungen: 
  • → Hochflutablagerungen: 
Anmerkung Fluviatile Gezeitensedimente sind dem supralitoralen Bildungsraum zuzuordnen.
Die Abbildung 1 zeigt die regionale Verbreitung fluviatiler Gezeitensedimente sowie deren Höhenlagen an Flusssystemen im Küstenbereich von Niedersachsen.
Literatur GEHRT, E., BENNE, I., EILERS, R., HENSCHER, M., KRÜGER, K. & LANGNER, S. (2013): Das Landschafts- und Bodenentwicklungsmodell der niedersächsischen Marschen für die Geologische Karte und Bodenkarte 1:50.000. – Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet (SKN), 36: 31–47.
JANETZKO, P. (1978): Die Böden des Stör- und Bramaugebietes (TK25, Nr. 2023/2024) in ihrer Beziehung zur geologisch-morphologischen Landschaftsgliederung. – Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein, 48: 13–20.
REINECK, H.-E. & SINGH, I. B. (1980): Depositional Sedimentary Environments. 2nd edition. – 551 p.; Berlin, Heidelberg, New York (Springer).
Bearbeitung Erstbearbeitung: SCHWARZ, C., GEHRT, E., KAUFHOLD, H., OBST, K., GRUBE, A. (2020)

Abbildung 1
Regionale Verbreitung fluviatiler Gezeitensedimente sowie deren Höhenlagen an Flusssystemen

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 335
Eltern-ID 6
Hierarchie 3
Änderungsdatum 12.03.2021

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Fluviatiles Gezeitensediment; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/efbe796c-1d45-42e9-9313-4999b6f24762/mid/3427, Abrufdatum 17.05.2024 um 07:07 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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