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Flute-Moräne

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Gletscherablagerungen und glazigene Vollformen > glazigene Vollformen

Unterbegriffe Flute (für die Einzelform)

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Status gültig
Kürzel FM
Erläuterung Ehemals eisüberfahrenes Gebiet, das durch schmale, lang gestreckte, gerade, parallel verlaufende dammartige Vollformen aus Till, z. T. auch Schmelzwasserablagerungen (Flutes) geprägt ist.
Synonyme

Kategorisierung geomorphologisch
Englisch flute, fluting, fluted moraine
Zusammensetzung / Merkmale Als Flutes werden schmale, lang gestreckte, gerade, parallel verlaufende dammartige Vollformen in ehemals eisüberfahrenen Gebieten bezeichnet. Die Formen erreichen i. A. höchstens wenige Meter Höhe und auch in der Breite nicht mehr als wenige Zehner Meter. Sie können sich aber mehrere Hunderte Meter bis zu wenige Kilometer weit in der ehemaligen Eisfließrichtung erstrecken.
Als Flute-Moräne werden Bereiche bezeichnet, in denen Flutes das landschaftsbestimmende Element bilden (fluted moraine nach MENZIES 2011). Der Begriff subsumiert somit neben den eigentlichen Flutes (Vollformen) auch die Negativformen mit Massendefizit dazwischen.
Flutes bestehen i. A. aus subglazialem → Till mit meist deutlicher Schmelzwasserbeeinflussung, z. T. auch aus reinen Schmelzwasserablagerungen. In heute noch aktiven Bildungsgebieten setzen Flutes im Normalfall hinter einem Findling oder einem entsprechenden Festgesteinshindernis an.
Entstehung Ansammlung von → Till, z. T. auch Schmelzwasserablagerungen, hinter festliegenden → Findlingen oder einem Hindernis aus Festgestein des Untergrunds. Das hochragende Hindernis erzeugt eine Furche in der Gletscherbasis. In diesen Bereich verringerten Drucks werden wassergesättigter Till, z. T. auch Schmelzwasserablagerungen, von den Seiten eingepresst. Dieses Material friert vermutlich teilweise an der Gletscherbasis an und wird bei der Gletscherbewegung über größere Entfernungen transportiert und schließlich sedimentiert. Durch die wachsende Scherspannung an der Gletschersohle bei vergleichsweise hoher Fließgeschwindigkeit des Eises können auch → Drumlins in Flutes ausdünnen (MENZIES 2011). Die Druckunterschiede aufgrund der Deformation der Gletschersohle können zwischen den Flute-Rücken ein Massendefizit und damit rinnenartige Hohlformen erzeugen. Flutes werden teilweise mit schnellen Eisvorstößen (surges) in Verbindung gebracht.
Bildungsprozess glazigen
Bildungsraum subglazial
Bildungsmilieu glaziär
Abgrenzung
  • Drumlin: deutlich kürzere, aber höhere und breitere langgestreckt-elliptische Rücken aus vorwiegend glazigenem oder glazifluviatilem Material
Anmerkung Flutes finden seit der Verwendung hochauflösender digitaler Geländemodelle aus Laserbefliegungen (LiDAR-Daten) verstärkt Beachtung. Die sich oft nur gering über die Umgebung erhebenden Formen sind auf topographischen Karten nur schlecht erkennbar und fallen auch auf Luftbildern oder im Gelände aufgrund von Vegetation oder anderweitig behinderter Übersicht oft nicht auf.
Im Gegensatz zu definierten, größeren Einzelformen wie → Drumlins sind Flutes maßstabsbedingt auf geologischen Karten meist nicht als Einzelobjekte darstellbar, sondern nur als Flächen mit beispielhaften Richtungselementen.
Literatur AARIO, R., FORSSTRÖM, L. & LAHERMO, P. (1974): Glacial landforms with special reference to drumlins and fluting in Koillismaa, Finland. – Geological Survey of Finland, Bulletin, 273: 5–30, Otaniemi.
EASTERBROOK, D. J. (1999): Surface Processes and Landforms. – 546 S.; (Prentice Hall).
EHLERS, J. (2011): Das Eiszeitalter. – 363 S.; Heidelberg (Spektrum).
EVANS, D. J. A., NELSON, CH. D. & WEBB, C. (2010): An assessment of fluting and “till esker” formation on the foreland of Sandfellsjökull, Iceland. – Geomorphology, 114: 453–465.
GRUBE, A. (2014): Die Eiszerfalls-Landschaft Hevenbruch im Stadtwald Lübeck (Kreis Herzogtum Lauenburg, Schleswig-Holstein). – Verh. Naturwiss. Ver. Hamburg, NF, 48: 203–220.
MENZIES, J. (2011): Glacial Geomorphology. – In: GREGORY, K. J. & GOUDOE, A. S. (Hrsg.): Handbook of Geomorphology: 378–393; London (SAGE).
Bearbeitung Erstfassung: DOPPLER, G. & GRUBE, A.; März 2019

Abbildung 1
Hillshade von Flutes (Stromlinienkörper) des würmzeitlichen Isar-Loisach-Vorlandgletschers (E Weilheim i. OB, Bayern; Geobasisdaten: © Bayerische Vermessungsverwaltung; Bildhöhe entspricht ca. 7,9 km).
Abbildung 2
Parallele, langgezogene, ca. 8 m hohe Rücken und ca. 25 m breite Senke einer Flute-Moräne (Dobrzyn-Plateau bei Zbójenko/Gollup-Dobrzyn, Mittelpolen; Foto: A. BÖRNER, 2017).

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 304
Eltern-ID 302
Hierarchie 3
Änderungsdatum 01.12.2020

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Flute-Moräne; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/1e17115b-372a-4be9-8ef9-dea8c35e7425/mid/3427, Abrufdatum 19.05.2024 um 04:32 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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