gravitative Höhlenablagerungen
Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Höhlenablagerungen > klastische Höhlenablagerungen |
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Unterbegriffe |
Erdfall-Füllung |
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Höhlenversturz |
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Höhlenverbruch |
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Höhlenschutt |
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Höhlen-Brekzie |
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Höhlen-Fließerde |
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Begriffsdefinition 'gravitative Höhlenablagerungen' als PDF |
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Status |
gültig |
Kürzel |
hog |
Erläuterung |
In Höhlen entstandene oder in diese eingetragene Fall- und Sturzbildungen |
Synonyme |
Inkasionsmaterial |
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Kategorisierung |
petrogenetisch |
Englisch |
gravitational cave deposits, breakdown cave deposits, cave breccia, mudflows |
Zusammensetzung / Merkmale |
Die häufigste Ausprägung ist Höhlenversturz mit kaum sortierten, eckigen klastischen Grobsedimenten in Grus- bis Blockkorngröße mit teilweise großen Zwickelhohlräumen, die nachträglich durch Feinsedimente aufgefüllt und/oder durch Mineralausfällungen verkittet sein können. Teilweise auch Gemische aus Ton-, Silt- und Sandfraktionen mit Grus, Steinen und Blöcken durchsetzt; gelegentlich kann inkohltes Holz enthalten sein. |
Entstehung |
Sedimente, die aufgrund von gravitativen Massenbewegungen innerhalb einer Höhle entstanden sind oder von außen in eine Höhle eingebracht wurden; sie sind geprägt durch die Art der Bewegung im Bildungsprozess: stürzend, rollend-gleitend oder fließend.
Versturz führt – solange nicht durch Seitenwände begrenzt – zur Ausbildung von Halden oder Kegeln mit einem Grenzneigungswinkel. Klastische Höhlensedimente können, z. B. nach Unterschneidung durch ein Fließgewässer, als Rutschung rollend-gleitend umgelagert werden. Im Bereich von sedimentgefüllten Vertikalhöhlen, z. B. unter Erdfällen, kommen auch vertikale Sturz- und/oder Gleitprozesse vor. In manchen Gebieten entwickeln sich durch das Nachsacken von Deckschichten über einer Lösungsfront aus Verwitterungs-taschen vertikale Hohlformen (Geologische Orgeln oder Schlotten), die nie luftgefüllt, sondern immer mit Residuen und nachgesackten Deckschichten gefüllt waren. Fließprozesse treten bevorzugt im Milieu auftauenden Permafrosts auf. In solchen Phasen konnten Fließerden tief in Höhlen vordringen. Vergleichbare "kriechende" Fließprozesse können als rein gravitative Vorgänge im Bereich oberhalb des Grundwasserspiegels bzw. bei Niedrigwasserstand von Höhlengewässern in den noch feuchten, vor allem lehmig-sandigen fluvialen Ablagerungen auftreten. Oftmals zeigen sie vertikale Risse in Abhängigkeit von der Kriechrichtung ("Lehmgletscher"). |
Bildungsprozess |
• gravitativ |
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• solifluktiv |
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• Sedimentation |
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• gravitative Zerrüttung |
Bildungsraum |
• Höhlenraum |
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• künstlicher Hohlraum |
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• Spalte |
Bildungsmilieu |
• subterran |
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• aerisch |
Abgrenzung |
- fluviatil-limnische Höhlenablagerungen: Durch fließendes Wasser transportierte und im fluviatil-limnischen Milieu abgelagerte Sedimente.
- Höhlenverwitterungsablagerungen: In Höhlen durch Gesteinsverwitterung entstandene und nicht nennenswert weit transportierte Ablagerungen.
- Umlagerungsbildungen: Gravitative Höhlenablagerungen sind auch den Umlagerungsbildungen zuzuordnen. Aus bildungsräumlichem Zusammenhang werden sie hier definiert.
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Anmerkung |
Unter Höhlenablagerungen werden auch Ablagerungen in künstlichen Hohlräumen (Stollen, Strecken etc.) subsumiert. |
Literatur |
BÖGLI, A. (1978): Karsthydrographie und physische Speläologie. – 292 S.; Berlin u. a. (Springer). |
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FORD, D. & WILLIAMS, P. (1989): Karst Geomorphology and Hydrology. – 601 S.; London u. a. (Chapman & Hall). |
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HÄUSLEMANN, P. (2007): Speläo-Merkblätter C31 – Sedimente in Höhlen. – Verband Österreichischer Höhlenforscher (VÖH). |
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MURAWSKI, H. & MEYER, W. (2010): Geologisches Wörterbuch. – 220 S.; Heidelberg (Spektrum). |
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TRAPPE, M. (2011): Sedimentpetrographie, Gliederung und Genese von Karstsedimenten, dargestellt am Beispiel der Südlichen Frankenalb. – Relief, Boden, Paläoklima, 25: 195 S.; Stuttgart (Borntraeger). |
Bearbeitung |
Erstbearbeitung: GLASER, S., FRANZ, M., KATZSCHMANN, L. & STEUERWALD, K. (2019) |
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Abbildung 1 |
 Höhlenschutt; Bleßberghöhle, Unterer Muschelkalk, (Neundorf, Thüringen; Bildhöhe ca. 2 m; Foto: TLUG, 2008) |
Abbildung 2 |
 Fließerde mit Knochenbruchstücken und kantigen Verwitterungsrückständen in lehmiger Matrix; Mühlbachquellhöhle, Malm (Weißjura), (Dietfurt, Bayern; Bildhöhe ca. 0,2 m; Foto: Karstgruppe Mühlbach e.V., S. GLASER, 2007) |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
308 |
Eltern-ID |
227 |
Hierarchie |
3 |
Änderungsdatum |
28.02.2025 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/36d7fe7e-4aad-471f-aefa-8020a5e035c4 |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/36d7fe7e-4aad-471f-aefa-8020a5e035c4 |
JSON |
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CSV |
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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, gravitative Höhlenablagerungen; 31.03.2025.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/36d7fe7e-4aad-471f-aefa-8020a5e035c4/mid/3427, Abrufdatum 01.05.2025 um 13:12 Uhr.