Fachliche Grundlagen > Genese und Geogenese > Geogenetische Definition > Lockergesteine

fluviatil-limnische Höhlenablagerungen

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Höhlenablagerungen > klastische Höhlenablagerungen

Unterbegriffe Höhlenschotter
Höhlensand
Höhlenlehm

Download Begriffsdefinition 'fluviatil-limnische Höhlenablagerungen' als PDF

Status gültig
Kürzel hof
Erläuterung Durch fluviatilen Transport oder in stehendem bzw. langsam fließendem Wasser abgelagerte klastische Höhlensedimente
Synonyme fluviatil-limnische Höhlensedimente

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch fluvio-limnic cavern deposits
Zusammensetzung / Merkmale Überbegriff für fluviatile und limnische Ablagerungen in Höhlen: Tone, Silte, Sande, z.T. mit Kies und Blöcken durchsetzt, oft engräumig wechselnd. Häufig sind Gemische aus Ton-, Silt- und Sandfraktionen, sogenannte Höhlenlehme. Von außen eingebrachtes allochthones Material kann gelegentlich Vertebratenreste und/oder inkohltes Holz enthalten und unterscheidet sich durch seine Zusammensetzung von dem in der Höhle entstandenen autochthonen Material, das ausschließlich vom umgebenden Nebengestein abzuleiten ist.
Höhlenschotter: Durch fluviatilen Transport entstandene klastische Höhlenablagerung mit gerundeten Komponenten dominierender Korngröße > 2 mm (Sand, Kies, Steine).
Höhlensand: Durch fluviatilen Transport entstandene klastische Höhlenablagerung mit dominierender Korngröße 0,063-2 mm. Die Körner sind meist gerundet, bei sehr feinen Sanden auch eckig bis kantengerundet. Höhlensande enthalten gelegentlich in Fließrichtung gestreckte, im Bereich tonig-siltiger Einlagerungen knollig-rundliche bis wurzelförmige Konkretionen.
Höhlenlehm: Im stehenden oder langsam fließenden Wasser – z. B. bei Karstwasserhochständen – entstandene feinklastische Höhlenablagerung mit dominierender Korngröße < 0,063 mm, auch karbonatführend, z. T. laminiert. Nicht selten enthalten feinsandige Höhlenlehme kalkige Konkretionen mit internen Schrumpfrissen, die in Form und Ausbildung an Lösskindel erinnern, sich von diesen aber durch ihren Feinsandgehalt unterscheiden. In sandfreien Höhlenlehmen kommen stattdessen flache Kalk-Konkretionen mit externen Schrumpfrissen vor.
Entstehung Fluviatil-limnische Höhlenablagerungen entstehen nach einem fluviatilen Transport innerhalb von Höhlen. Das Liefergebiet besteht teilweise aus dem den Hohlraum umgebenden Gesteinskörper; allochthone Komponenten können z. T. über erhebliche Strecken antransportiert sein. Die Anteile von Suspensions-, Misch- und Geröllfracht hängen ab von der Höhlengeometrie (Verlauf, Gefälle, etc.) sowie den Schwankungen des Karstwasserspiegels.
Bildungsprozess fluvial
limnisch
Bildungsraum Höhlenraum
künstlicher Hohlraum
Spalte
Bildungsmilieu subterran
sedimentär
Abgrenzung Fluviatil-limnische Höhlenablagerungen sind auch den: → Fluss- und Seeablagerungen zuzuordnen. Aus bildungsräumlichem Zusammenhang werden sie hier definiert.
Anmerkung Unter Höhlenablagerungen werden auch Ablagerungen in künstlichen Hohlräumen (Stollen, Strecken etc.) subsumiert. 
Höhlenlehm kann auch durch rein gravitativen Transport oder Verwitterung entstanden sein → gravitative Höhlenablagerungen, → Höhlenverwitterungsablagerungen.
Literatur BÖGLI, A. (1978): Karsthydrographie und physische Speläologie. – 292 S.; Berlin u. a. (Springer).
FORD, D. & WILLIAMS, P. (1989): Karst Geomorphology and Hydrology. – 601 S.; London u. a. (Chapman & Hall).
HÄUSLEMANN, P. (2007): Speläo-Merkblätter C31 – Sedimente in Höhlen. – Verband Österreichischer Höhlenforscher (VÖH).
HILDEN & WREDE, V. (1992): Der Malachitdom - Ein Beispiel interdisziplinärer Höhlenforschung im Sauerland. – 304 S., Krefeld (Geol. L.-Amt Nordrh.-Westf.).
MURAWSKI, H. & MEYER, W. (2010): Geologisches Wörterbuch. – 220 S.; Heidelberg (Spektrum).
TRAPPE, M. (2011): Sedimentpetrographie, Gliederung und Genese von Karstsedimenten, dargestellt am Beispiel der Südlichen Frankenalb. – Relief, Boden, Paläoklima, 25: 195 S.; Stuttgart (Borntraeger).
Bearbeitung Erstbearbeitung: Glaser, S., Franz, M., Katzschmann, L. & Steuerwald, K. (2019)

Abbildung 1
Höhlenschotter, karbonat-zementiert; Bleßberghöhle, Unterer Muschelkalk (Neundorf, Thüringen; Bildhöhe ca. 20 cm; Foto: L. KATZSCHMANN, 2009).
Abbildung 2
Höhlenlehm auf Höhlenschutt; Bleßberghöhle, Unterer Muschelkalk, (Neundorf, Thüringen; Bildbreite ca. 1m; Foto: L. KATZSCHMANN, 2009).
Abbildung 3
Foyer GD NRW, Klastisches Höhlensediment aus einer Höhlenfüllung im devonischen Massenkalk bei Mettmann (Wülfrath, NRW; Bildbreite ca. 4 m; Foto: GD NRW, 2007)
Abbildung 4
Sandig-kiesige Deltaschüttung in einem nur bei Hochwasser existierenden Höhlensee, die vom abfließenden Wasser teilweise wieder erodiert wurde; Mühlbachquellhöhle, Malm (Weißjura), (Dietfurt, Bayern; Bildbreite ca. 0,5 m; Foto: Karstgruppe Mühlbach e.V., S. GLASER, 2013)

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 307
Eltern-ID 227
Hierarchie 3
Änderungsdatum 01.12.2020

Link https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/44b33571-cd49-4ba1-9615-029aca04d603
Excel https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/44b33571-cd49-4ba1-9615-029aca04d603
JSON https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/json/44b33571-cd49-4ba1-9615-029aca04d603
CSV https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/csv/44b33571-cd49-4ba1-9615-029aca04d603

Zur Liste 'Geogenetische Definitionen für Lockergesteine' zurück
Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, fluviatil-limnische Höhlenablagerungen; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/44b33571-cd49-4ba1-9615-029aca04d603/mid/3427, Abrufdatum 19.05.2024 um 12:44 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
© AG Geologie