Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Fluss- und Seeablagerungen mit Vollformen > Fluss- und Seeablagerungen > Flussablagerungen > Flussablagerungen, warmzeitlich oder periglazial |
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Unterbegriffe |
- |
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Begriffsdefinition 'Driftblock' als PDF |
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Status |
gültig |
Kürzel |
dbl |
Erläuterung |
In Flussablagerungen eingebettete, kantige Steine und Blöcke bis über 2 m Kantenlänge und über 20 t Gewicht |
Synonyme |
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Kategorisierung |
petrogenetisch |
Englisch |
drift boulder, drift block |
Zusammensetzung / Merkmale |
Driftblöcke bestehen je nach Liefergebiet aus Gesteinen verschiedener Zusammensetzung. Die Korngröße übersteigt diejenige der begleitenden Flussablagerungen und umfasst Steine und Blöcke. Diese können Kantenlängen von über 2 m und Gewichte von mehr als 20 t erreichen. Typisch ist, dass Driftblöcke noch kantig sind und keinerlei Abrundung durch fluviatilen Transport aufweisen. Werden Driftblöcke von Flussablagerungen überdeckt, kann ihre Oberfläche aber auch geglättet oder gerundet werden. |
Entstehung |
Im Periglazialraum werden in sommerlichen Auftauphasen große Blöcke durch solifluidale Hangprozesse oder fluviatile Seitenerosion den Flüssen zugeführt. Ein Weitertransport kann aufgrund ihres großen Gewichts nur durch Eisschollen erfolgen. In mäandrierenden oder verzweigten relativ flachen Gewässern kommen Driftblöcke in Akkumulationsflächen zur Ablagerung und werden in die begleitenden Flussablagerungen (Sand bis Schotter) eingebettet. Häufig wird das umliegende feinerkörnige Sediment wieder erodiert, so dass es zur Anreicherung von Grobblöcken in einer Lage kommt; häufig an der Basis einer fluviatilen Akkumulation. Diese Grobblocklage ist daher meist keine primäre Ablagerung, sondern ein Kondensat einer späteren Abtragungsphase und somit nicht der tiefere Abschnitt einer fining-upward-Sequenz. Zum Teil kommt es auch innerhalb einer fluviatilen Abfolge zu einer weiteren Anreicherung von Driftblöcken, die auf jüngere Akkumulationsphasen hinweisen.
Seltener können auch unter warmzeitlichen Bedingungen Driftblöcke entstehen, sowohl während winterlicher Eisdrift, als auch durch Transport in den Wurzeltellern von im Rahmen der Erosion von Flussufern entwurzelten und aufgeschwommenen Baumstämmen. |
Bildungsprozess |
• schwebend transportiert; oft ausgeschmolzen |
Bildungsraum |
• fluviatil; Flussrinne |
Bildungsmilieu |
• fluviatiles Bewegtwasser; periglazial; warmzeitlich |
Abgrenzung |
- → Findling ist ein durch Gletschereis transportierter Gesteinsblock, dessen Kanten durch den Transport oftmals gerundet und dessen Oberflächen poliert und gekritzt sind.
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Anmerkung |
Driftblöcke gelten meist als Hinweis auf periglaziales Klima zur Zeit der Ablagerung der fluviatilen Sedimente des entsprechenden Schotterkörpers. Durch die oftmalig postsedimentäre Erosion des umliegenden Schotterkörpers spiegeln Driftböcke aber nur die Klimaverhältnisse zur Zeit der Ablagerung wider.
Auffällig ist z. B. in den fluviatilen Ablagerungen des Mittelrheins eine Häufung von Sandsteinen des Buntsandsteins bei den Driftböcken, welche den Anteil im Spektrum der begleitenden fluviatilen Kiese deutlich überschreitet. Durch Sedimentstruktur, Bankung und Klüftung scheinen diese Sandsteine besonders gut geeignet zu sein, Driftblöcke zu bilden.
In der Niederrheinischen Bucht sowie z. B. in den Flussablagerungen der Weser finden sich wiederholt Tertiärquarzite, die aufgrund ihrer hohen Verwitterungsresistenz öfter Driftblöcke bilden.
Blocklagen an der Basis von Flussrinnen entstehen auch bei der Erosion entsprechend grobkornreicher Ablagerungen (z. B. Till), wenn die Transportkraft des Gewässers zum Abtransport von Steinen bis Blöcken nicht ausreicht. Im Gegensatz zu Driftblöcken erfahren die ausgewaschenen Blöcke im Rahmen ihrer Tieferlegung durchaus eine Beanspruchung mit Oberflächenglättung bis Rundung. |
Literatur |
BIBUS, E. (1980): Zur Relief-, Boden- und Sedimententwicklung am unteren Mittelrhein. – Frankfurter Geowissenschaftliche Arbeiten, Serie D, 1: 296 S. |
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EHLERS, J. (1994): Allgemeine und historische Quartärgeologie. – 358 S.; Stuttgart (Enke). |
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KLOSTERMANN, J. (2009): Das Klima im Eiszeitalter. – 260 S; Stuttgart (Schweizerbart). |
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SCHREINER, A. (1997): Einführung in die Quartärgeologie. – 257 S.; Stuttgart (Schweizerbart). |
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SEMMEL, A. (1996): Geomorphologie der Bundesrepublik Deutschland. – 199 S.; Stuttgart (Steiner). |
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THOME, K. N. (1998): Einführung in das Quartär. – 288 S.; Heidelberg (Springer). |
Bearbeitung |
Erstbearbeitung: HOSELMANN; C., DOPPLER, G. (2019) |
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Abbildung 1 |
 Driftblock aus (?Weißjura)-Kalkstein (Kiesgrube bei Anselfingen NE des Bodensees, BW, Foto: T. KOHLER, Engen, 2105) |
Abbildung 2 |
 Abb. 380-02: Blocklage innerhalb einer fluviatilen Sedimentakkumulation: Untermain-Mittelterrassen-Formation diskordant auflagernd auf der Untermain-Hauptterrassen-Formation (Weilbacher Kiesgruben, HE, Foto: C. HOSELMANN, 2004) |
Abbildung 3 |
 Abb. 380-03: Driftblock aus Sandstein des Buntsandsteins (Weilbacher Kiesgruben, Untermain, HE, Foto: C. HOSELMANN, 2004) |
Abbildung 4 |
 Abb. 380-04: Kantengerundete Driftblöcke aus Sandstein des Buntsandsteins (Kiesgrube bei Babenhausen, Hanau-Seligenstädter Senke, HE, Foto: C. HOSELMANN, 2016) |
Abbildung 5 |
 Abb. 380-05: Driftblöcke aus a) Quarzit mit einer max. Kantenlänge von 2,3 m sowie b) Sandstein des Buntsandsteins mit einer max. Kantenlänge von 1,5 m (Kiesgrube bei Kasbach-Ohlenberg, unterer Mittelrhein, RP, Foto: C. HOSELMANN, 2019) |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
380 |
Eltern-ID |
383 |
Hierarchie |
5 |
Änderungsdatum |
04.07.2024 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/d3dd3820-0ed4-47ca-b619-989a10886275 |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/d3dd3820-0ed4-47ca-b619-989a10886275 |
JSON |
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CSV |
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