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Flussablagerungen, warmzeitlich oder periglazial

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Fluss- und Seeablagerungen mit Vollformen > Fluss- und Seeablagerungen > Flussablagerungen

Unterbegriffe Deltaablagerungen
Stromrinnenablagerungen
Flussuferablagerungen
Mündungsfächer-Ablagerungen
Driftblock
Hochflut- und Auenablagerungen
Niederungsablagerungen

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Status gültig
Kürzel fwp
Erläuterung Süßwasserablagerungen durch Flüsse aus dem Bereich der Misch- bzw. Suspensionsfazies
Synonyme alluviale Ablagerungen (zur Weiterverwendung nicht empfohlen)

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch fluvial sediments/deposits (interglacial or periglacial)
Zusammensetzung / Merkmale Warmzeitliche oder periglaziale Flussablagerungen zeigen im Prinzip die Eigenschaften, wie sie im Datenblatt Flussablagerungen beschrieben werden. Allerdings geht die Tendenz bei Flüssen ohne Beteiligung von Gletscherschmelzwässern, wie sie hier behandelt werden, zu feinerkörnigen Ablagerungen aus dem Bereich der Misch- bzw. Suspensionsfazies.
Warmzeitliche Flussablagerungen zeigen deshalb meist für mäandrierende Flüsse typische Gefüge. SCHIRMER (1983) bezeichnet die überwiegend lateral angelagerten Schotter (mit höheren Anteilen feinerkörniger Sedimente) als L-Schotter. Warmzeitliche Faunen- oder Florenreste, z. B. Flussmuscheln oder Baumstämme (Rannen), in feinkörnigen Ablagerungen auch Pollenführung, treten (selten) auf.
Periglaziale Flussablagerungen zeigen hingegen das für verzweigte Flusssysteme typische Gefüge. SCHIRMER (1983) bezeichnet die meist vertikal akkumulierten Schotter mit horizontaler oder schwacher Trogschichtung als V-Schotter. An der Basis der Schotterfolge ist häufig eine Blocklage z.T. mit → Driftblöcken, die von sandreichen Kiesen überlagert wird.
Periglaziale Flussablagerungen können Dauerfrostbodenmerkmale wie Eiskeilpseudomorphosen, Kryoturbationen oder Toteissackungen aufweisen. Vereinzelt auftretende makroskopische oder mikroskopische Faunen- oder Florenreste stammen aus kaltzeitlichem, waldfreien Milieu. Im Alpenvorland fehlt periglazialen Flussablagerungen vielfach das in Schmelzwasserschottern und diese umlagernden warmzeitlichen Flussablagerungen enthaltene, frische karbonatische Material. Verwitterungs- und transportresistente Gerölle dominieren häufig.
Entstehung Warmzeitliche Flussablagerungen werden in Fließgewässern abgelagert, die frei von Gletscherschmelzwässern und deren spezieller Dynamik sind. Sie sind häufig in ruhigeren, mäandrierenden Flüssen oder Bächen abgesetzt worden. Bei der Ablagerung in periglazialen Flüssen spielen auch Permafrostprozesse eine Rolle.
Bildungsprozess fluvial
durch Überflutung (alluvial)
Bildungsraum • fluviatil
• Flussrinne
• Flussufer
• Überflutungsebene
Bildungsmilieu • Süßwasser
• ggf. Brackwasser; fluviatiles Bewegtwasser; warmzeitlich bzw. interglazial oder kaltzeitlich-periglazial
Abgrenzung
  • Schmelzwasserablagerungen (in Flüssen) entstehen in Gletscherabflüssen und bestehen deshalb weitestgehend aus Kies-dominierter Geröllfrachtfazies.
Literatur ASLAN, A. (2013): Fluvial Environments. – In: ELIAS, S.A. & MOCK, C.J. (Hrsg.): Encyclopedia of Quaternary Science, Volume 1: 663–703; Amsterdam (Elsevier).
COLLINSON, J.D. (1986): Chapter 3, Alluvial Sediments. – In: READING, H.G. (Hrsg.): Sedimentary Environments and Facies: 20–62, Oxford (Blackwell).
EINSELE, G. (1992): Sedimentary Basins: Evolution, Facies and Sediment Budget. – 628 S., Heidelberg (Springer).
HUISINK, M. (1999): Changing river styles in response to climate change.– Ph.D. Thesis, Vrije Universiteit, Amsterdam, 127 S.; https://research.vu.nl/files/42148713/tekst.pdf.
HUISINK, M. (2000): Changing river styles in response to Weichselian climate changes in the Vecht valley eastern Netherlands. – Sedimentary Geology, 133: 115–134.
MIALL, A.D. (1985): Architectural Elements and bounding Surfaces: A new method of facies analysis applied to fluvial deposits. – Earth Science Reviews, 22: 261–308.
RUST, B.R. (1972): Structure and process in a braided river. – Sedimentology, 18: 221–245.
SCHÄFER, A. (2005): Klastische Sedimente. – 414 S.; München (Elsevier).
SCHIRMER, W. (1983): Die Talentwicklung an Main und Regnitz seit dem Hochwürm. – Geologisches Jahrbuch, A71: 11–43, Hannover.
SCHUMM, S.A. (1977): The fluvial System. – 338 S.; London (Wiley).
Bearbeitung WIELANDT-SCHUSTER, U., HOSELMANN, C., DOPPLER, G. (2019)

Abbildung 1
Periglazialschotter der biberzeitlichen Ur-Donau. Der Schotter besteht im Wesentlichen aus Weißjurakalk-Geröllen (Ehemalige Kies- und Sandgrube NE Welden bei Augsburg, BY, Foto: G. DOPPLER, 2011)
Abbildung 2
Periglazialschotter einer biberzeitlichen Ur-Argen (?). Der Schotter enthält mehr Kristallin als die überlagernden Schmelzwasserschotter. Dieses wird aus den miozänen Schuttfächern am Rand der Alpen hergeleitet (Kiesgrube SW Wettenhausen bei Ichenhausen, BY, Foto: G. DOPPLER, 2013)
Abbildung 3
Warmzeitlicher Flussschotter des mittelholozänen Lech (Kiesgrube N Kolonie Hurlach bei Kaufering, BY, Foto: G. DOPPLER, 2008)
Abbildung 4
Sandige Flussablagerungen der Gersprenz mit eingeschalteten Rinnenablagerungen aus schluffigem Ton (Sandgrube bei Babenhausen, Hanau-Seligenstadter Senke, HE, Foto: C. HOSELMANN, 2016).

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 383
Eltern-ID 71
Hierarchie 4
Änderungsdatum 23.01.2023

Link https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/6a052ca6-01f8-4d85-80e1-dd0fa909c368
Excel https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/6a052ca6-01f8-4d85-80e1-dd0fa909c368
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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Flussablagerungen, warmzeitlich oder periglazial; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/6a052ca6-01f8-4d85-80e1-dd0fa909c368/mid/3427, Abrufdatum 19.05.2024 um 01:48 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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