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Wölbacker

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Anthropogene Bildungen > Meliorativ veränderte Gesteine > Aufträge über mineralischem Sediment

Unterbegriffe -

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Status gültig
Kürzel yWA
Erläuterung Durch Auftrag von Oberbodenmaterial der Umgebung auffällig gewölbte Ackerflächen
Synonyme Hochacker, Ackerbeet, Streifenacker, Streifenflur

Kategorisierung geomorphologisch
Zusammensetzung / Merkmale Wölbäcker sind morphologisch auffällige gewölbte Ackerflächen in Form von erhöhten Beetrücken mit entsprechend tiefen Beetfurchen, auf denen heute häufig Wald oder Grünland ausgebildet ist. Die Aufträge im Bereich der Beetrücken bestehen aus dem Oberbodenmaterial (Pflughorizonte) der Umgebung. Der Auftrag ist durch den Humus meist grau gefärbt und kann bis zu 70 cm mächtig werden.
Entstehung Wölbackeraufträge wurden durch den Einsatz des Beetpfluges durch die Zisterzienser im Hochmittelalter möglich. Diese Bewirtschaftungsform wurde bis zum Ende der Neuzeit bzw. der Flurneuordnung um 1800 beibehalten. Durch wiederkehrendes Zusammenpflügen der Ackerkrume mit dem Streichbrett zur Beetmitte hin wurden Wölbäcker oder Ackerbeete erhöht. Die Breite der Beete beträgt in Norddeutschland entsprechend der historischen Hufenmaße 4, 8, 16 oder 32 Meter. In Südwestdeutschland variiert die Breite zwischen 3 und 20 Meter.
Bildungsprozess anthropogen
Abgrenzung Wölbäcker kommen anders als die → Marschhufenbeete nicht in Marschgebieten vor.
Anmerkung Wölbackerareale finden sich in ganz Europa in großer Verbreitung. Die Oberflächenmorphologie der Wölbäcker ist in der Regel nur unter Wald und Grünland zu finden. Unter Ackernutzung wurden die Wölbäcker im 19. und 20. Jh. eingeebnet.
Als mittelalterliche bis neuzeitliche Ackerkultur sind die Wölbäcker kulturgeschichtlich bedeutsame Bodendenkmäler und erfüllen die Kriterien als Archive der Kultur und Landschaftsgeschichte.
Literatur BARTUSSEK, I. (1982): Die gewölbten Ackerbeete in der historischen Landwirtschaft. – 204 S.; Diplom-Arbeit Univ. Göttingen, Fachbereich Agrarwissenschaften, Institut für Bodenkunde (unveröff.).
BROUWER, S. (2015): Ermittlung von Wölbäckern aus dem Digitalen Geländemodell mit ArcGIS. Eine Reliefanalyse zur Rekonstruktion historischer Landnutzung in NRW. 75 S.; Masterarbeit Hochschule Osnabrück (unveröff.).
FRIES, J. C. (1995): Vor- und frühgeschichtliche Agrartechnik auf den Britischen Inseln und dem Kontinent − Eine vergleichende Studie; In: Internationale Archäologie, Band 26: 256 S.
HAUGER, K., RIEDINGER, R., SITTLER, B. (2001): Wölbäcker im Kreis Rastatt. Auf den Spuren mittelalterlicher Ackerfluren; In: Heimatbuch 2001 Landkreis Rastatt, ISBN 3-925553-18-5, S. 163−172.
KÜSTER, H. (1995): Die Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart: 424 S.; München (CH Beck).
MEIBEYER, W. (1969): Über den Profilaufbau des Pflughorizontes in Wölbäckern. – Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, 17: 161–170.
LINKE, M. (1979): Zur Verbreitung, Form und Entstehung altmärkischer Wölbäcker. – Hercynia NF, 16: 431–439.
SCHMOOCK, I. (2017): Charakterisierung und Verbreitung von Wölbackerböden in Niedersachsen. – 128 S., Masterarbeit Studiengang Agrarwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen (unveröff.).
Bearbeitung GEHRT, E. (2019)

Abbildung 1
Links: Erhaltene Wölbackerstruktur unter Wald, rechts: Rekonstruktion einer primären Wölbackerstruktur: A1 Beetrücken (Auftrag), A 2 Beetfurche (Abtrag) (aus SCHMOOCK 2017).
Abbildung 2
Wölbackerstruktur im Forst Helmstedt (DTK 25 Blatt 3732 Helmstedt), Foto: M. BERNATZKY 2008

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Ja
Begriffs-ID 344
Eltern-ID 343
Hierarchie 4
Änderungsdatum 19.06.2024

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Wölbacker; 31.03.2025.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/f8e2a1d9-a2ec-4c60-b236-7defd23d063b/mid/3427, Abrufdatum 01.05.2025 um 16:37 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 31.03.2025 13:18:13)
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