Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
|
|
Überbegriffe |
Ausfällungsbildungen |
|
|
Unterbegriffe |
Wiesenkalk |
|
Wiesenmergel |
|
Onkoide |
|
Travertin |
|
|
Download |
Begriffsdefinition 'Kalkausfällungen' als PDF |
|
|
Status |
gültig |
Kürzel |
kc |
Erläuterung |
Ausfällungsbildung von Kalk im Bereich von Wasseraustritten und im Boden |
Synonyme |
Sinterkalk, Kalksinterbildungen, Süßwasserkarbonate |
|
|
Kategorisierung |
petrogenetisch |
Englisch |
Limescale |
Zusammensetzung / Merkmale |
Zu den Kalkausfällungen zählen zum einen zumeist grauweiße bis beigebraune, lockere, erdige Ausfällungsbildungen mit einem Kalkanteil von 80-99% (Wiesenkalk). Liegt bei hohem siliziklastischen Anteil der Kalkgehalt bei >25 werden diese Lockergesteine als Wiesenmergel bezeichnet.
Grobporöse bis fast dichte, massige Süßwasserkarbonate werden als Travertin bezeichnet. Inkrustationen von Pflanzenresten und das Auftreten von Schnecken und Molluskenschalen sind typisch. Lockere bis feste, porös-zellige, kaum zementierte Travertine (Lockertravertine, phytoherme Travertine) bauen sich weitgehend aus umkrusteten Pflanzen oder Pflanzenteilen auf (z.B. Characeen-, Blätter-, Schilf-, Moostravertine). Es existieren alle Übergang zu massigen Travertinen mit lagiger Struktur, wenigen Grobporen und teilweise biogenen Krusten. Insbesondere feingliedrige Inkrustationen (z.B. Characeentravertin) können durch fließendes Wasser zu Travertinsanden aufgearbeitet werden. |
Entstehung |
Terrestrischen Süßwasserkarbonaten aus normal temperierten oder thermalen Wässern ausgeschieden werden. Sie entstehen durch Ausfällung von Kalziumkarbonat innerhalb von Gesteinen in Oberflächennähe z.B. beim Kapillaraufstieg kalkhaltigen Grundwassers (u.a. Wiesenkalk) oder durch Ausfällung an oder im Umfeld von natürlichen oder künstlichen Grundwasseraustrittstellen (Quellen, Teiche, Kaskaden; z.B. Travertin). Erwärmung des kühlen Grundwassers und Druckentlastung verändern den CO2-Partialdruck führen zur CO2-Abgabe und damit zur Karbonatausfällung. Vielfach spielt auch die assimilierende Tätigkeit von Pflanzen und Mikroorganismen bei der Entstehung eine Rolle. Derartige Kalkabscheidungen umkrusten oft Pflanzenstängel und fixieren dadurch die Lebenswelt des Bildungsraums. Die entstehenden Gesteine sind durch die Hohlformen ehemaliger Pflanzenteile häufig porös (Lockertravertin).
Karbonatfällung kann auch eintreten, wenn heiße karbonatreiche Wässer z.B. vulkanischer Herkunft durch Druckentlastung am Quellaustritt einen Teil ihres CO2-Gehaltes verlieren (Heißwassertravertine).
Entsprechende Kalkfällung kann beim Zusammenwirken geeigneter Bedingungen (Kalziumhydrogenkarbonat-reiches Wasser, Temperaturwechsel, pflanzliche Assimilation) auch in Seen stattfinden, so dass hier fließende Übergänge zu manchen Seeablagerungen (Mudden, Seekreiden) bestehen. |
Bildungsprozess |
• präzipitär |
|
• chemisch |
|
• sedimentär |
|
• biogen |
Bildungsraum |
• terrestrisch |
|
• telmatisch |
|
• subhydrisch |
Bildungsmilieu |
• subterran |
|
• sedimentär |
|
• palustrisch |
Abgrenzung |
→ Seekreide = hellgraue bis weißliche, feinkörnige, karbonatreiche (>95%) Seeablagerung, entsteht unter ständiger Wasserbedeckung. |
Anmerkung |
→ Höhlensinterkalksteine sind auch den Ausfällungsbildungen zuzuordnen. Aus bildungsräumlichem Zusammenhang werden diese extra aufgelistet. |
Literatur |
Füchtbauer, H. (Hrsg.) (1988): Sediment-Petrologie / Sedimente und Sedimentgesteine: Sediment-Petrologie, Teil II. – 1141 S., Schweizerbart (Stuttgart). |
|
Kamradt, I. (2002): Die thüringischen Travertine – Verbreitung und Genese am Beispiel ausgewählter Vorkommen. Shaker Verlag. |
|
D’Argenio, B. & Ferreri, V. (1987): A brief outline of sedimentary models for pleistocene travertine accumulation in southern italy. – Rend Soc It, 9:167-170. |
|
Kano, A.; Okumura, T.; Takashima, C. & Shiraishi, F. (2019): Geomicrobiological Properties and Processes of Travertine. – Springer. |
|
Koban, C.G. &Schweigert, G. (1993, in press): Süddeutsche Travertinvorkommen im Vergleich—Stuttgarter Travertine (Mittel-Pleistozän) und Riedöschinger Travertin (Mittel-Miozän). —N. Jb. Geol. Paläont., Abh.,189, 171–197, Stuttgart. |
|
Pentecost, A. (2005): Travertine. – 459 S., Springer. |
|
SCHEFFER, F. & SCHACHTSCHABEL. P. (2018): Lehrbuch der Bodenkunde. 17. Aufl.: 575 S., 186 Abb.; Stuttgart (Spektrum). |
|
VIDAL, H. (1964): Subhydrische Bildungen. In: BRUNNACKER, K. et al.: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1 :25000, Blatt Nr. 7736 Ismaning: 71-86; München. |
|
VIDAL, H., BRUNNACKER, K., BRUNNACKER, M., KÖRNER, H., HARTEL, F., SCHUCH, M. & VOGEL, Je. (1966): Der Alm im Erdinger Moos. Geologica Bavarica, 56: 177-200, 3 Abb., 4 Tab., 2 Beil.; München. |
Bearbeitung |
Erstbearbeitung : HINZE, C. Mai 1985 |
|
Neubearbeitung: Katzschmann 2022 |
|
|
Abbildung 1 |
Abb. 233-1: bräunlichgrauer, massiger, deutlich geschichteter Travertin über gelblichgrauen Travertinsanden, Steinbruch Weimar Ehringsdorf (Unterer Travertin, Saalekomplex), Wandhöhe ca. 3m. |
Abbildung 2 |
Abb. 233-2: rezente Travertinbildung am Steilhang der Subersach-Schlucht bei Lingenau („Quelltuff-Naturlehrpfad“, Österreich), Kalkausfällung auf Moosen übergreifend auf neue Holzstufen mit Drahtgittern |
|
|
Inspire Code |
|
Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
233 |
Eltern-ID |
232 |
Hierarchie |
2 |
Änderungsdatum |
20.01.2023 |
|
|
Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/9c0222da-7e53-4024-bc2e-72c724a7c9c4 |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/9c0222da-7e53-4024-bc2e-72c724a7c9c4 |
JSON |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/json/9c0222da-7e53-4024-bc2e-72c724a7c9c4 |
CSV |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/csv/9c0222da-7e53-4024-bc2e-72c724a7c9c4 |