Sander
Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Fluss- und Seeablagerungen mit Vollformen > Morphologische Formen von Fluss- und Seeablagerungen |
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Unterbegriffe |
- |
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Status |
gültig |
Kürzel |
SAN |
Erläuterung |
Häufig fächerförmig ausgebreitete, aus Schmelzwasserablagerungen aufgebaute Ebene vor dem Eisrand |
Synonyme |
Schmelzwasser-Schotterebene / -Schotterfläche |
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Kategorisierung |
geomorphologisch |
Englisch |
outwash plain, sandar, sandur, sandr |
Zusammensetzung / Merkmale |
Sander sind ausgedehnte Schmelzwasserebenen vor dem Eisrand, fächerförmig ausgebreitet oder aus mehreren Fächern zusammengesetzt und lediglich von flachen Abflussrinnen durchzogen. Ein steileres Gefälle von mehreren Promille im Übergangskegel vor einer Endmoräne geht nach außen allmählich in ein flacheres Einfallen von ein bis zwei Promille über, so dass sich ein flach-konvexes Längsprofil entwickelt.
Sander bauen sich aus Schmelzwasserablagerungen auf, im Bereich der nordischen Vereisungen aus Sanden und Kiesen, im Alpenvorland nahezu ausschließlich aus Schottern. Sander zeigen in Süddeutschland flache, planar geschichtete Kiespakete fast ohne Sortierung, teilweise mit Imbrikation (Dachziegellagerung). In Norddeutschland treten dagegen kreuzgeschichtete Kiessande auf. Grundsätzlich nimmt die Korngröße in Richtung des Abflusses ab, so dass nahe des Endmoränenwalls gröbere Sedimente vorherrschen, als im distalen Randbereich des Fächers. |
Entstehung |
Bei Sandern handelt es sich um flache Schuttfächer bzw. Schwemmkegel, die sich im Vorfeld eines Endmoränenwalls aus zahlreichen kleineren Abflüssen über einen Übergangskegel oder am Austritt eines Gletscherbaches oder -flusses über ein Gletschertor entwickeln. Die Transportkraft des Schmelzwassers nimmt nach dem Austritt aus dem Gletscherbereich mit erhöhtem Druck und/oder Turbulenz plötzlich ab, so dass das mitgeführte sandige bis kiesige Material in einem braided-river-System geringer Sinuosität in Form sehr flacher Barren schnell abgelagert wird. Aufgrund des großen Sedimentnachschubs kommt es zu häufigem Richtungswechsel der einzelnen, flachen Rinnen. |
Bildungsprozess |
• glazifluvial |
Bildungsraum |
• glazifluviatil |
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• proglazial |
Bildungsmilieu |
• fluviales Bewegtwasser |
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• kaltzeitlich |
Abgrenzung |
- → Flussterrassen, außer seltenen Felsterrassen, sind aus Flussablagerungen, ggf. somit auch → Schmelzwasserablagerungen aufgebaut. Im Gegensatz zu den ausgedehnten, kaum reliefierten Sanderflächen liegen Flussterrassen in Tälern und werden von ausgeprägten Erosionskanten begrenzt.
- → Mündungsfächer haben eine ähnliche Gestalt und ggf. auch Ausdehnung wie Sander, entstehen aber unabhängig von Gletscherschmelzwässern an der Ausmündung von Fließgewässern aus Nebentälern in das Tal eines Vorfluters.
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Anmerkung |
Sanderflächen wurden während der Periglazialzeiten teilweise intensiv überformt. So kam es zur Auswehung und Ausschwemmung von feineren Bestandteilen und zur anschließenden Dünenbildung, zur Eiskeilbildung sowie zur Rinnenbildung. Das Austauen von Toteis führte zur Bildung von meist rundlichen Hohlformen. |
Literatur |
CARRIVICK, J. L. & RUSSEK, A. J. (2013): Glacial Landforms, Sediments – Glaciofluvial Landforms of Deposition. – In: ELIAS, S. A. & MOCK, C. J. (Hrsg.): Encyclopedia of Quaternary Science, Volume 2: 6-17; Amsterdam (Elsevier). |
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EDWARDS, M. (1986): Chapter 13 Glacial Environments. – in: READING, H. G. (Hrsg.): Sedimentary Environments and Facies: 445–470; Oxford (Blackwell). |
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EHLERS, J. (2011): Das Eiszeitalter. – 363 S.; Stuttgart (Spektrum). |
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GORNITZ, V. (2009) (Hrsg.): Encyclopedia of Paleoclimatology and Ancient Environments. – 1049 S.; Dordrecht (Springer). |
Bearbeitung |
WIELANDT-SCHUSTER, U., GRUBE, A. (2019) |
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Abbildung 1 |
 Abschnitt einer von wenigen kleinen, tiefergelegten Abflüssen zerschnittenen Sanderfläche vor einem hochwürmzeitlichem Endmoränengürtel im Alpenvorland (Östliche Münchener Schotterebene zwischen Kirchseeon und Hohenlinden, BY, DGM Bayerische Vermessungsverwaltung, 08.04.2019) |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
376 |
Eltern-ID |
381 |
Hierarchie |
3 |
Änderungsdatum |
29.03.2021 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/590e994d-ebe9-4161-a7fb-e4c93447a143 |
Excel |
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JSON |
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CSV |
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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Sander; 31.03.2025.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/590e994d-ebe9-4161-a7fb-e4c93447a143/mid/3427, Abrufdatum 01.05.2025 um 11:33 Uhr.