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Lösssand

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Windablagerungen und Dünen

Unterbegriffe -

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Status gültig
Kürzel loa
Erläuterung Gemisch aus Flugsand und Löss mit einem Sandanteil von 50-75 Masse-%
Synonyme

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch loessic sand
Zusammensetzung / Merkmale Lösssand ist ein Gemisch von Sand und Schluff mit einem Sandanteil von 50-75 Masse-%. Er besitzt einen Grobschluffanteil bis maximal 15 Masse-% bei einem Schluffgehalt insgesamt von <50 Masse-%. Der Tongehalt ist häufig <10 Masse-%.

In Abhängigkeit vom Ausgangsmaterial und Entfernung vom Auswehungsgebiet liegt entweder eine eingipflige Korngrößenverteilung mit hohem Feinsandanteil oder eine zweigipflige Verteilung mit einem weiteren Mittelsand-Maximum vor. Der Anteil des feinen Feinsandes ist meistens geringer als der des groben.

Lösssand weist überwiegend ein homogenes Gefüge auf. Nur in Übergängen zum → Sandstreifenlöss ist er geschichtet. Lösssand ist von bräunlich gelber, hellbrauner bis gelblich brauner Farbe. Er ist meistens karbonatfrei, was auch an der gegenüber Löss höheren Durchlässigkeit liegt; z.T. ist aber der Lösssand je nach Auswehungsgebiet karbonathaltig. Sekundärkarbonat tritt in Form von Kalk-Pseudomycel oder Kalkkonkretionen (Sandkindel) auf; z.T. liegt die Karbonatanreicherung auch in Bändern vor. Tonmineralneubildung und Tonverlagerung (Lessivierung) können im Zuge der Bodenbildung zu oft rotbraunen Tonanreicherungsbändern führen.

Lösssand bildet diskordante Deckschichten, in Norddeutschland an der Basis häufig mit einer Steinsohle und Windkantern, seltener mit Frostkeilfüllungen. Die Lösssandmächtigkeit schwankt regional zwischen wenigen Dezimetern und zwei Metern. Diese kann lokal am Oberrhein bis 5 Meter erreichen.
Entstehung Lösssand entsteht durch Aufwehung von Sand- und Schluffkörnern und Absatz zwischen lockerer Grasvegetation unter kaltzeitlichem, überwiegend trockenem bis schwach feuchtem Klima. Ob es bei der Ablagerung zur Akkumulation von sandigen → Löss, → Sandlöss oder Lösssand kommt, ist von den Windgeschwindigkeiten in den Auswehungsgebieten abhängig.
Bildungsprozess Sedimentation
äolisch
Bildungsraum terrestrisch
Bildungsmilieu sedimentär
Abgrenzung Flugsand: besteht überwiegend aus gut sortiertem Sand.
Löss bzw. → Lösslehm: enthält <20 Masse-% Sand.
Sandlöss: enthält 20-50 Masse-% Sand.
Sandstreifenlöss: ist durch den Wechsel von Schluff- und Sandlagen feingeschichtet.
Schwemmlöss: ist durch Abspülung umgelagertes, mitunter kurz fluviatil transportiertes Lössmaterial; er ist häufig geschichtet und weist einen lagenweisen Korngrößenwechsel auf.
Anmerkung Lösssand tritt in Norddeutschland auf präweichselzeitlichen Hochflächen auf. Er ist auch im Bereich der Endmoränen vorhanden. In den Randbereichen der Lössverbreitung verzahnt er mit→ Löss und bildet verbreitet die Basisschichten der Lössdecke, insbesondere über sandigen Sedimenten. Er kommt auch über sandigen Sedimenten und sandig verwitternden Festgesteinen innerhalb der Lössgebiete und lössführender Bergländer vor.

Typisch sind am Ostrand des Oberrheingrabens von Westen nach Osten fließende Übergänge von → Flugsand – → Lösssand – → Sandlöss – → Löss.

Die Dominanz von Lösssanden in westlichen und nördlichen Terrassengebieten auf der Langwaider Hochterrasse (nordwestlich von Augsburg) wird als Ergebnis einer stärkeren kaltzeitlichen Windexposition der Hochterrassenareale angesehen.
Literatur ALTERMANN, M. & FIEDLER, H.-J. (1975): Substrat- und Bodenwechsel am nördlichen Lößrand des Schwarzerdegebietes der DDR. – Hercynia N. F., 12 (2): 130–139.
ALTERMANN, M. & FIEDLER, H.-J. (1978): Die Kennzeichnung von Böden in Sandlößgebieten außerhalb des Lößgürtels der DDR unter besonderer Berücksichtigung des Substrataufbaues. –Beiträge zur Geographie, 29: 157–199.
HAASE, G., LIEBEROTH, I. & RUSKE, R. (1970): Sedimente und Paläoböden im Lößgebiet.– Petermanns Geographische Mitteilungen, Ergänzungsheft 274: 99–212.
GEHRT, E. (1994): Die äolischen Sedimente im Bereich der nördlichen Lössgrenze zwischen Leine und Oker und deren Einflüsse auf die Bodenentwicklung. – Diss. Math.-Nat. Fachbereich Georg-August-Universität Göttingen, 218 S.
SCHELLMANN, G. (2016): Erläuterungen zur quartärgeologischen Karte 1:25.000 des Schmuttertals auf Blatt 7530 Gablingen - Kartierungsergebnisse aus dem Jahr 2011. – Bamberger Geographische Schriften, SF 12: 3-40.
SCHIELEIN, P. & SCHELLMANN, G. (2016): Erläuterungen zur quartärgeologischen Karte 1:25.000 des Lech- und Schmuttertals auf Blatt 7531 Gersthofen - Kartierungsergebnisse aus dem Jahr 2011. – Bamberger Geographische Schriften, SF 12: 43-73.
Bearbeitung Erstbearbeitung: HOSELMANN, C., OBST, K. & KAINZ, W. (2021)

Abbildung 1
Abb. 391-1: Unter einer 1,50 m mächtigen Parabraunerde folgt der unverwitterte Lösssand, in dem in hellen Bändern Karbonat angereichert ist, Oberrheingraben bei Karlsruhe, Baden-Württemberg (Foto: W. Fleck)

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 391
Eltern-ID 161
Hierarchie 2
Änderungsdatum 12.09.2022

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Lösssand; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/8bde6671-7e9e-4b3a-bc28-0d467dd996d2/mid/3427, Abrufdatum 07.05.2024 um 19:35 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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