Delta
Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Fluss- und Seeablagerungen mit Vollformen > Morphologische Formen von Fluss- und Seeablagerungen |
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Unterbegriffe |
Ästuardelta |
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Bogendelta |
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Finger- bzw. Vogelfußdelta |
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Flügel- bzw. Schaufeldelta |
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Spitzdelta |
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wellendominiertes Delta |
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Status |
gültig |
Kürzel |
DEL |
Erläuterung |
Flache, sich fächerartig ausbreitende bis fingerförmige Flussablagerungen im Bereich der Flussmündung in einen See oder das Meer |
Synonyme |
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Kategorisierung |
geomorphologisch |
Englisch |
delta |
Zusammensetzung / Merkmale |
Deltas sind flache, sich fächerartig ausbreitende (Delta-förmig entsprechend der Form des griechischen Buchstabens), zerlappte bis fingerförmige Ablagerungen fluvialer Sedimente im Bereich der Flussmündung in einen See oder das Meer. Die Oberfläche wird zumeist von sich verzweigenden und verlagernden Flussrinnen zerteilt, Altwasser in abgeschnittenen Flussarmen sind häufig.
Abhängig von Art und Menge des angelieferten Sediments, von der Topographie an Ufer oder Küste, von Strömungsverhältnissen oder Gezeitentätigkeit entwickeln sich unterschiedliche Formen von Deltas, insbesondere bei Meeresdeltas. Man unterscheidet nach Genese und der daraus resultierenden Form:
- wellendominiertes Delta: starker Meereseinfluss durch Wellen an einer Flussmündung verhindert den Vorbau eines größeren Deltas durch den sedimentliefernden Fluss.
- Ästuardelta: Ablagerung in einer trichterförmigen Flussmündung ins Meer; gezeitendominiert, starke Umlagerung der angelieferten Sedimente.
- Finger- oder Vogelfußdelta: Auf wellen- und gezeitenschwache Küstenbereiche beschränkt; mehrere sedimentreiche Deltaarme bauen Flussdämme in das Meer vor, z. B. Mississippi-Delta.
- Bogendelta: Weiterentwicklung eines Fingerdeltas; angelieferte Sedimente werden durch starke Strömungen seitwärts transportiert und der Küste angelagert.
- Spitzdelta: keilförmiger, meerwärts zugespitzter Mündungsbereich eines einzelnen Deltaarmes, dessen Sedimente zunächst in Form eines Flussdammes meerwärts und durch Wellen und Strömungen seitwärts verlagert werden, z. B. Tiber-Delta.
- Flügel- oder Schaufeldelta: Weiterentwicklung eines Spitzdeltas; die seitliche Verlagerung der Sedimente an der Mündungsspitze reicht nicht bis zur Küste zurück. Es entstehen sog. Sandhaken, z. B. Ebro-Delta.
Die idealtypische Sedimentabfolge eines Deltas (→ Deltaablagerung) besteht von unten nach oben aus a) flachlagernden, feinkörnigen Bottomsets, b) 5-25° geböschten, sandigen bis kiesigen Foresets und c) nahezu horizontal lagernden, sandigen bis kiesigen Topsets. |
Entstehung |
Deltas bilden sich infolge der Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit und damit des Verlusts an Schleppkraft eines Flusses beim Einmünden in ein stehendes Gewässer, wie einen See oder das Meer. Die sich verzweigenden und pendelnde Flussläufe der Deltaoberfläche lagern Sedimente des jeweiligen Flusstyps in Rinnen und Altwassern ab. Die gröberen Anteile der Flussfracht bauen anschließend rollend oder auch in Form von Rutschungen den Deltahang auf. Ab dem Deltafuß wird see- bzw. meerwärts zunehmend die feinkörnigere Sedimentfracht abgesetzt, die zwar die Basis eines progradierenden Deltas bildet, aber nicht zur morphologischen Form des Deltas beiträgt.
Das Wachstum der infolge Sortierungs- und Umlagerungsprozessen insgesamt sehr differenziert aufgebauten Deltas wird durch lediglich schwach ausgebildete Meeresströmungen, Gezeiten und Wellen, einen breiten, flach abfallenden Schelf sowie die kontinuierlich hohe Sedimentationsrate eines strömungsintensiven Flusses begünstigt. Diese Faktoren sind es auch, die letztlich die Grundrissform des jeweiligen Deltas bestimmen. |
Bildungsprozess |
• fluvial |
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• klastisch |
Bildungsraum |
• fluviatil |
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• limnisch |
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• marin; Flussrinne |
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• Überflutungsebene |
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• fluviolakustrin |
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• fluviomarin |
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• Deltaplattform |
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• Deltahang |
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• Deltafuß |
Bildungsmilieu |
• Süßwasser |
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• Brackwasser |
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• (rand)marin |
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• fluviatiles Bewegtwasser |
Abgrenzung |
- → Mündungsfächer werden aus einem Nebental flach über die Sedimente eines größeren Vorfluters abgelagert und nicht in ein stehendes Gewässer.
- → Schwemmfächer und → Schwemmkegel können Delta-artige Formen entwickeln, allerdings ohne in ein stehendes Gewässer geschüttet zu werden. Sie entstehen durch episodische oder periodische Ereignisse vor dem Ausgang nicht permanent durch ein Fließgewässer genutzter Täler.
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Anmerkung |
Zur oberflächig sichtbaren Form eines Deltas in geologischen Karten rechnet eigentlich nur die aus den Übergussschichten (Topsets) gebildete Deltaplattform, wenn Wasserflächen abgedeckt werden, auch noch der aus Foresets gebildete Deltahang, während die see- oder meerwärts an den Deltafuß anschließenden Bottomsets bereits zu den Seeablagerungen zu rechnen sind.
Deltaformen im Übergangsbereich von Flüssen ins Meer werden nicht gesondert beschrieben. |
Literatur |
AHNERT, F. (2009): Einführung in die Geomorphologie, 4. Auflage. 440 S.; Stuttgart (Ulmer). |
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FÜCHTBAUER, H. (Hrsg.) (1988): Sediment-Petrologie / Sedimente und Sedimentgesteine: Sediment-Petrologie, Teil II. – 1141 S.; Stuttgart (Schweizerbart). |
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GIOSAN, L & GOODBRED, S. L. (2013): Fluvial Environments – Deltaic Environments. – In: ELIAS, S. A. & MOCK, C. J. (Hrsg.): Encyclopedia of Quaternary Science, Volume 1: 693-703; Amsterdam (Elsevier). |
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Lexikon der Geowissenschaften (2000-2002). – 6 Bände: 2840 S.; Heidelberg (Spektrum). |
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REINECK, H.-E. (1990): Kurzgefasste Sedimentologie. – 133 S.; Köln (Sven von Loga). |
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SCHÄFER, A. (2005): Klastische Sedimente. – 414 S.; München (Elsevier). |
Bearbeitung |
DOPPLER, G., FRANZ, M. (2019) |
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Abbildung 1 |
 Delta der Tiroler Achen in den Chiemsee (N Übersee, BY, DGM Bayerische Vermessungsverwaltung, 08.04.2019) |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
379 |
Eltern-ID |
381 |
Hierarchie |
3 |
Änderungsdatum |
29.03.2021 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/f62e8851-a465-4b22-b356-9c5ca154b6a5 |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/f62e8851-a465-4b22-b356-9c5ca154b6a5 |
JSON |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/json/f62e8851-a465-4b22-b356-9c5ca154b6a5 |
CSV |
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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Delta; 31.03.2025.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/f62e8851-a465-4b22-b356-9c5ca154b6a5/mid/3427, Abrufdatum 01.05.2025 um 11:09 Uhr.