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Fließbildungen

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Umlagerungsbildungen

Unterbegriffe Murablagerung
Schlammstromablagerung
Schuttstromablagerung

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Status gültig
Kürzel fbi
Erläuterung Infolge starken Wasserzutritts in breiigem Zustand hangabwärts verspülte Lockergesteinsmassen
Synonyme Erdstromablagerungen

Kategorisierung petrogenetisch
Englisch flow deposit
Zusammensetzung / Merkmale Fließbildungen bestehen aus überwiegend ungeschichtetem Lockergesteinsmaterial, das je nach Gesteinsverhältnissen am Hang entweder ± grobkomponentenfrei, diamiktisch aus Kies, Steinen und Blöcken mit überwiegendem Feinmaterialgehalt oder grobkomponentenreich mit Feinkornanteil und teilweise holzführend ist.
Entstehung Fließbildungen entstehen durch starken Wasserzutritt während niederschlagsreicher Perioden, infolge von Starkregenereignissen und nach der Schneeschmelze durch eine extrem starke Erhöhung des Wassergehalts im Verwitterungs- und Lockergesteinskörper des oberflächennahen Untergrunds bis über die Fließgrenze hinweg. Das Wasser/Feststoffverhältnis kann dabei bis ca. 1:1 betragen. In breiiger Zustandsform bewegen sich Erd- und Lockergesteinsmassen als mehr oder weniger schutthaltige Schlamm- und Schuttströme mit langsamer Bewegung hangabwärts. Vorwiegend im Hochgebirge gehen wasserdurchtränkte Schuttmassen mit relativ hoher Geschwindigkeit als Murgänge in steilen Hangkerben talwärts und hinterlassen an ihrem Ausgang oftmals → Murkegel mit grobem Geröllmaterial.
Bildungsprozess verspült
gravitativ
Bildungsraum terrestrisch
Bildungsmilieu sedimentär
Abgrenzung
  • Gleitbildungen entstehen durch Hangbewegung zusammenhängender Massen entlang einer oder mehrerer Gleitflächen ohne den Verlust des Kontakts mit dem Liegenden. Als Ergebnis des Gleitens tritt die Rutschung (i. e. S.) aus → Rutschmassen auf. 
  • Fließerde bildet sich durch langsame solifluidale Bewegung an Hängen im Auftauboden über Permafrost.
Anmerkung Die auf Fließvorgängen beruhenden Umlagerungsbildungen können nicht in jedem Fall einem spezifischen Verlagerungsprozess zugeordnet werden. So kann es beispielsweise durch die Veränderung der Gefälleverhältnisse, der Ausbildung des Lockergesteinskörpers oder des geologischen Untergrunds zur Änderung des Wassergehalts kommen.
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Bearbeitung KÖSEL, M., FLECK, W. (2019)

Abbildung 1
Schuttstromablagerung im Ammergebirge (Schwaigen-Grafenschau, Landkreis Garmisch-Partenkirchen; Foto: LfU Bayern)
Abbildung 2
Schlammstromablagerung in Bahlingen (Kaiserstuhl, Lkr. Emmendingen; Foto: LGRB Baden-Württemberg)

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 366
Eltern-ID 171
Hierarchie 2
Änderungsdatum 16.02.2021

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Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Fließbildungen; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/957020e5-20b7-4d0d-8b8a-c4eb28e99c6c/mid/3427, Abrufdatum 07.05.2024 um 08:48 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
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