Liste |
Geogenetische Definitionen für Lockergesteine |
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Überbegriffe |
Umlagerungsbildungen > Fall- und Sturzbildungen |
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Unterbegriffe |
- |
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Begriffsdefinition 'Bergsturzmasse' als PDF |
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Status |
gültig |
Kürzel |
szb |
Erläuterung |
An übersteilten Hängen und Bergflanken im Hochgebirge abgestürzte Festgesteinstrümmermasse (> 1 Mio. m3). |
Synonyme |
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Kategorisierung |
petrogenetisch |
Englisch |
rockslide and rock avalanche deposit |
Zusammensetzung / Merkmale |
Eine Bergsturzmasse setzt sich aus Festgesteinstrümmermassen zusammen. Dabei handelt es sich um ± zerrüttete Gesteinspakete, die z. T. Gesteinsmehl aus im Sturzstrom zerriebenem Gesteinsmaterial enthalten. Die Bergsturzmasse kann hochverdichtet sein. Ihr Ablagerungsbereich erreicht eine Flächenausdehnung, die mehr als 10 ha bis zu mehreren Quadratkilometern umfassen kann. Die Ablagerungen bestehen hauptsächlich aus grobblockigen bis kantig-splittrigen Schuttwällen, die örtlich eine wirr-unregelmäßige Hügellandschaft aus sog. Tomahügeln aufbauen |
Entstehung |
Eine Bergsturzmasse entsteht durch seltene, hochdynamische Sturzereignisse im Hochgebirge mit einem Volumen von mehr als 1 Mio. m³. Bergstürze werden durch Überschreiten der Gebirgsfestigkeit an übersteilten Hängen und Bergflanken ausgelöst. Neben Petrographie und Gesteinslagerung kommen insbesondere den Kluftverhältnissen als prädisponierendem Faktor eine große Bedeutung zu. Bergstürze können primär auf Einzelursachen wie einen ansteigenden Bergwasserspiegel, ein Zurückgehen des Permafrosts im Hochgebirge oder Erdbeben als auslösende Faktoren zurückzuführen sein. Die Absturzmassen erreichen aufgrund des großen Volumens und der Reibungsminderung durch Gesteinsauflockerung und Lufteinschluss teilweise extrem hohe Geschwindigkeiten (bis über 200 km/h). Die Größe der Gesteinsmassen und die hohen Verlagerungsgeschwindigkeiten können zu großen Reichweiten und einem weiten Auslaufen der Bergsturzmassen in den Talböden und Vorlandsbereichen führen. Bergstürze können aufgrund der hohen Dynamik auch weit am gegenüberliegenden Talhang hochfahren und zur Ablagerungen kommen. |
Bildungsprozess |
• gravitativ |
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• stürzend |
Bildungsraum |
• terrestrisch |
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• Hang |
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• Steilhang |
Bildungsmilieu |
• sedimentär |
Abgrenzung |
- Eine → Steinschlagmasse entsteht durch die Ablösung einzelner Gesteinskomponenten an Trennflächen durch Frost, Temperaturwechsel, Niederschlag sowie Wurzelsprengung und Verlagerung überwiegend durch freien Fall sowie durch springende und rollende Bewegung. Sie setzt sich aus Gesteinskomponenten hauptsächlich unterhalb der Blockgröße zusammen und ist frei von Feinmaterial.
- Eine → Felssturzmasse entsteht durch Ablösen und Stürzen von größeren Felspartien an Trennflächen aufgrund von Verwitterung, Spannungsentlastung. Sie hat im Vergleich zu Bergsturzmasse ein wesentlich geringeres Volumen und eine sehr viel kleinere Ausdehnung.
- → Hangschutt ist ein grobkomponentenreiches Lockergestein, das sich aus Grus, Steinen und teilweise Blöcken zusammensetzt (mindestens > 30 Vol.-%, meist > 50 Vol.-%). Meist ist feinkörniges Material (Sand, Schluff, Ton) zwischengeschaltet. Hangschutt entsteht polygenetisch. Es dominieren gravitative Massenverlagerungsprozesse überwiegend unter kaltzeitlichen Bedingungen.
- → Blockschutt bzw. blockreicher Hangschutt als besonders grobe Hangschuttbildung, die hauptsächlich aus Blöcken (> 50 %) und daneben aus Steinen und Grus besteht. Untergeordnet treten örtlich Sand und Schluff auf.
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Literatur |
ABELE, G. (1974): Bergstürze in den Alpen. – Wissenschaftliche Alpenvereinshefte, 25: 230 S. |
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BAFU (Hrsg.) 2016: Schutz vor Massenbewegungsgefahren. Vollzugshilfe für das Gefahrenmanagement von Rutschungen, Steinschlag und Hangmuren. – Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug Nr. 1608: 98 S. |
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BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT (2017): Geogefahren erkennen – Steinschlag, Felssturz, Rutschung, Erdfall. – 20 S. |
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ERISMANN, T. & ABELE, G. (2001): Dynamics of Rockslides and Rockfalls. – 316 S., Heidelberg (Springer). |
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KRÖGER, J., JERZ, H. & GROTTENTHALER, W.: Bergsturzmasse. – In: HINZE, C., JERZ, H., MENKE, B. & STAUDE, H. (1989): Geogenetische Definitionen quartärer Lockergesteine für die Geologische Karte 1 : 25 000 (GK 25). – Geologisches Jahrbuch, A 112: 106–107. |
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OSTERMANN, M. & PRAGER, C. (2016): Field Trip 12 – Rock slope failures shaping the landscape in the Loisach-, Inn- and Ötz Valley region (Tyrol, Austria). – Geo.Alp., 13: 257–276. |
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PRAGER, C., ZANGERL, C, PATZELT, G. & BRANDNER, R. (2008): Age distribution of fossil landslides in the Tyrol (Austria) and its surrounding areas. – Natural Hazards and Earth System Sciences, 8, 377–407. |
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PRINZ, H. & STRAUß, R. (2018): Ingenieurgeologie. – 6. Aufl.: 899 S., Berlin (Springer Spektrum). |
Bearbeitung |
Erstbearbeitung: KRÖGER, J., JERZ, H., GROTTENTHALER, W. (1989) |
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Neubearbeitung: KÖSEL, M., FLECK, W. (2019) |
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Abbildung 1 |
 Bergsturz; Teil der Ablagerung des Bergsturzes Vajont 1963; stark aufgelockerter Kalkstein, teils immer noch im Schichtverband, (Vajont, Provinz Belluno, Italien); Foto: v. POSCHINGER, LfU Bayern, 1995) |
Abbildung 2 |
 Brekzie der Bergsturzmasse bei Flims (Kanton Graubünden, Schweiz; Foto: J. EBERLE, Universität Tübingen) |
Abbildung 3 |
 Detailansicht der Bergsturzmassen-Brekzie im Vorderrheintal bei Safiental-Versam (Kanton Graubünden, Schweiz; Foto: J. EBERLE, Universität Tübingen) |
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Inspire Code |
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Genutzt für BoreholeML |
Ja |
Begriffs-ID |
189 |
Eltern-ID |
364 |
Hierarchie |
3 |
Änderungsdatum |
17.02.2021 |
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Link |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/04714a42-4519-461b-a398-0bcc636fd6ec |
Excel |
https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/04714a42-4519-461b-a398-0bcc636fd6ec |
JSON |
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CSV |
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