Fachliche Grundlagen > Genese und Geogenese > Geogenetische Definition > Lockergesteine

Vollformen aus Verschwemmungsablagerungen

Liste Geogenetische Definitionen für Lockergesteine

Überbegriffe Umlagerungsbildungen > Morphologische Formen der Umlagerungsbildungen

Unterbegriffe Schwemmkegel
Schwemmfächer

Download Begriffsdefinition 'Vollformen aus Verschwemmungsablagerungen' als PDF

Status gültig
Kürzel MFV
Erläuterung Fächer- bis halbkegelförmige, aus Lehm, Schluff und Sand aufgebaute Sedimentkörper am Ausgang von Seitentälern und Hangkerben
Synonyme

Kategorisierung geomorphologisch
Zusammensetzung / Merkmale Die Materialzusammensetzung der am Ausgang von offenen Hohlformen und ihren Tiefenbereichen abgesetzten flachen fächerförmigen bis halbkegelartigen Vollformen aus Verschwemmungsablagerungen ist von den in den Einzugsgebieten vorliegenden Gesteinen, Lockersubstraten und Böden abhängig und wird andererseits auch durch die Transportprozesse in den Tiefenlinien bestimmt, wodurch weitere Materialsortierung und teilweise Schichtung auftreten können. Üblicherweise herrschen lehmige, sandige und schluffige Feinbodenkörnungen vor, wobei in Ton- und Mergelsteinlandschaften die Aufschüttungskörper örtlich auch aus tonreichen Verschwemmungsablagerungen aufgebaut sind. Die Grobkomponentenanteile sind je nach den geologischen Verhältnissen in den Einzugsbereichen und der herrschenden Reliefenergie unterschiedlich, häufig jedoch relativ gering bis teilweise fast fehlend.
Entstehung Das Ausgangsmaterial der Verschwemmungsablagerungen der Vollformen werden meist unter Beteiligung hangfluvialer Prozesse in den Einzugsbereichen von kleineren Seitentälern, Tälchen sowie von steilen Hangtälern und -kerben häufig unter Beteiligung von hangfluvialer Prozesse mobilisiert und in die Tiefenlinien eingetragen. Nach Weitertransport über meist nur kurze Distanz durch Schwemmprozesse und teilweise auch durch fluviatilen Transport in kleineren Gerinnen werden die Verschwemmungsablagerungen infolge nachlassender Transportkraft durch Änderung der Gefälleverhältnisse schließlich am Ausgang der Talhohlformen und Kerben abgesetzt. Dabei entstehen flache fächerförmige oder stärker gewölbte halbkegelartige Akkumulationen, die idealerweise einen kreissektoren- bis halbkreisförmigen Grundriss aufweisen. Flache, z. T. ausgedehnte Schwemmfächer deuten dabei eher auf Umlagerung, Transport und Akkumulation von Feinmaterial hin, während Schwemmkegel mit stärkerer Böschungsneigung auf grobmaterialreichere Ablagerungen sowie auf wasserärmere oder nur periodische bis episodische Schüttung hinweisen.
Bildungsprozess verspült
Bildungsraum terrestrisch
Bildungsmilieu sedimentär
Abgrenzung Vollformen aus Fall- und Sturzbildungen weisen v. a. unterhalb von Steinschlagrinnen ebenfalls kegelartige Aufschüttungsformen auf. Im Unterschied zu → Schwemmkegeln bestehen → Schuttkegel fast ausschließlich aus groben Gesteinskomponenten und weisen hohe Böschungsgefälle auf.
Vollformen aus Fließbildungen, die am Ausgang von steilen Hangtiefenlinien zu halbkegelartigen oder flacheren zungenförmigen Vollformen angehäuft werden, bestehen meist aus schlecht sortiertem, stellenweise Wildholz führendem Aufschüttungsmaterial.
Anmerkung Große, deltaartige Schwemmfächersysteme, wie sie von größeren Flüssen an der Einmündung in übergeordnete Tal- und Flusssysteme aus fluviatilen Ablagerungen geschüttet werden (z. B. Neckarschwemmfächer am Übergang in das Oberrheintal bei Heidelberg) sind von oben umrissenen → Schwemmfächern aus → Verschwemmungsablagerungen zu unterscheiden.
Literatur AHNERT, F. (2015): Einführung in die Geomorphologie. – 458 S.; Stuttgart (Ulmer).
HARGITAI, H. (2014): Alluvial Fan. – In: HARGITAI, H. & KERESZTURI, A. (Hrsg.): Encyclopedia of Planetary Landforms: 53–64; Heidelberg (Springer Reference).
STAUDE, H.: Schwemmkegel. – HINZE, C., JERZ, H., MENKE, B. & STAUDE, H. (1989): Geogenetische Definitionen quartärer Lockergesteine für die geologische Karte 1 : 25 000 (GK 25). – Geologisches Jahrbuch, A 112: 54–55.
STAUDE, H.: Schwemmfächer. – HINZE, C., JERZ, H., MENKE, B. & STAUDE, H. (1989): Geogenetische Definitionen quartärer Lockergesteine für die geologische Karte 1 : 25 000 (GK 25). – Geologisches Jahrbuch, A 112: 56.
Bearbeitung KÖSEL, M., FLECK, W. 2019

Inspire Code
Genutzt für BoreholeML Nein
Begriffs-ID 370
Eltern-ID 369
Hierarchie 2
Änderungsdatum 19.03.2021

Link https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/c6c95764-0af7-40f0-b511-7e6ae2294098
Excel https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/excel/c6c95764-0af7-40f0-b511-7e6ae2294098
JSON https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/json/c6c95764-0af7-40f0-b511-7e6ae2294098
CSV https://www.geokartieranleitung.de/desktopmodules/gkalist/api/csv/c6c95764-0af7-40f0-b511-7e6ae2294098

Zur Liste 'Geogenetische Definitionen für Lockergesteine' zurück
Zitiervorschrift:
AG Geologie: Geologische Kartieranleitung, Vollformen aus Verschwemmungsablagerungen; 04.09.2023.- Online im Internet: https://www.geokartieranleitung.de/Fachliche-Grundlagen/Genese-und-Geogenese/Geogenetische-Definition/Lockergesteine/entry/c6c95764-0af7-40f0-b511-7e6ae2294098/mid/3427, Abrufdatum 19.05.2024 um 22:43 Uhr.
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 04.09.2023 10:21:46)
© AG Geologie