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Fluss- und Seeablagerungen mit morphologischen Formen


Einleitung (G. DOPPLER & M. FRANZ 2019)

Ein wesentlicher Teil der Lockergesteins-Ablagerungen wurde und wird vom und im Wasser abgesetzt. Neben dem großen marinen Ablagerungsraum geschieht das in den beiden kontinentalen Ablagerungsbereichen der Flüsse und der Seen. Sie sind hier zusammengefasst, da sie nicht immer deutlich zu trennen sind und auch in enger Nachbarschaft auftreten, z. B. bei → Deltaablagerungen oder Altwasserarmen. Der fluviatile Bereich umfasst dabei neben den Flüssen auch alle kleineren fließenden Gewässer, also Bäche und kleinere dauerhafte Gerinne. Im lakustrinen Bereich sind neben den Seen auch kleinere stehende Gewässer, wie Weiher, Tümpel oder Altwasser erfasst.

Zu den → Flussablagerungen werden alle Lockergesteine gerechnet, die durch fließendes Wasser transportiert und im Flussbett, in dessen Randbereich oder bei Hochwasserereignissen im Überflutungsbereich abgelagert wurden. Den Flussablagerungen untergeordnet sind hier auch die → Schmelzwasserablagerungen von Gletscherabflüssen, die einen Großteil der Flussablagerungen bilden und während der besonders ablagerungsintensiven Kaltzeiten entstanden.

Als → Seeablagerungen werden hingegen die in einem stehenden oder sehr langsam fließenden Gewässer abgesetzten Lockergesteine betrachtet, an deren Entstehung in größerem Umfang oft auch Organismen beteiligt sind. Letzteres gilt nicht für die auch hier untergeordneten → Beckenablagerungen, die aus Gletscher-Schmelzwässern abgesetzt wurden.

Eine Zwischenstellung nehmen → Deltaablagerungen ein, deren Sedimente durch Flüsse transportiert, aber erst am Übergang in ein stehendes Gewässer abgesetzt wurden. Sie werden hier den Flussablagerungen zugeordnet, da in geologischen Karten vor allem die noch deutlich fluviatil geprägten Übergussschichten (Topsets), ggf. auch noch die Ablagerungen des Deltahangs (Foresets) als Deltaablagerungen dargestellt werden, aber nicht mehr die feinkörnigen Basisschichten (Bottomsets), die zu den Seeablagerungen rechnen.


Konsequente Trennung von petrogenetischen und geomorphologischen Begriffen

Morphologische Vollformen aus dem fluviatilen und lakustrinen Bereich werden unter dem Überbegriff „Morphologische Formen von Fluss- und Seeablagerungen“ zusammengefasst und getrennt von den Ablagerungen geführt. Mit Ausnahme der → Deltas mit den typischen Gefügen ihrer Ablagerungen, wurde bei den übrigen Vollformen auf eine Berücksichtigung eigener Begriffe für die zugehörigen Ablagerungen verzichtet, da zumeist die Kombination der morphologischen Bezeichnung mit einer allgemeineren Bezeichnung der Ablagerung genügt. Entsprechend geschieht auch die Handhabung in Geologischen Karten, wo die morphologische Form meist lediglich als Übersignatur die Flächendarstellung ergänzt. Oft beschränkt sich die Darstellung auch auf eine lineare morphologische Symbolik (z. B. Terrassenkante) oder wenn der zugehörige Sedimentkörper für eine Darstellung zu schmal ist (z. B. → Uferwall).


Unterschiede zu den geogenetischen Begriffen in HINZE et al. (1989)

Abweichend von HINZE et al. (1989) wurden → Fluss- und Seeablagerungen in einer Großgruppe zusammengefasst, die Gliederung des Bereichs und einzelne Begriffsfassungen vereinfacht bzw. dem aktuellen Gebrauch angepasst. Es erfolgt keine lithologische Differenzierung der jeweiligen Ablagerungen nach Korngrößen mehr (z. B. → Seeablagerungen, anstelle Seeton, Seeschluff, Seesand; → Vorstoß-/Vorschüttablagerung, anstelle Vorstoßschotter, Vorschüttsand, -kies) sowie keine Unterscheidung nach Zusammensetzung mit jeweils eigenen Datenblättern (z. B. → Mudde, anstelle Torf-, Leber-, Kalkmudde usw.). Zudem wurde eine eindeutige Trennung von Ablagerungen und morphologischen Formen durchgeführt.

Die Bezeichnung „Bach- und Flussablagerungen“ wurde auf → Flussablagerungen vereinfacht. Die jeweiligen Absätze von Gletscherschmelzwässern sind als → Beckenablagerungen den → Seeablagerungen bzw. als → Schmelzwasserablagerungen (in Flüssen) den → Flussablagerungen untergeordnet. Den Schmelzwasserbildungen wurden → Seeablagerungen (warmzeitlich oder periglazial) bzw. → Flussablagerungen (warmzeitlich oder periglazial) gegenübergestellt, für die teilweise deutlich abweichende Eigenschaften gelten.

Die Bezeichnung „Mündungs-Schwemmfächerablagerung“ wurde auf → Mündungsfächerablagerung vereinfacht, da hier die fächerförmigen Ablagerungen im Mündungsbereich permanenter Fließgewässer gemeint sind, nicht aber die fächer- bis kegelförmigen fluvialen Ablagerungen an der Mündung meist kürzerer Talkerben aus periodischen oder episodischen Abflussereignissen (→ Umlagerungsbildungen).

Die → Deltaablagerungen wurden dem Flussbereich zugeordnet. Hierfür ausschlaggebend waren die bereits oben genannten Gründe sowie die Möglichkeit, dann auf eine Differenzierung in marine und lakustrine Deltas zu verzichten.

Die morphologischen Formen wurden teils ergänzt, teils umgestellt. So werden die nur im Gletscherbereich verbreiteten, nie ohne ehemaligen Eiskontakt auftretenden Formen von Schmelzwasserablagerungen, → Os, → Kame und die neu aufgenommene → Kamesterrasse zukünftig bei den → Gletscherablagerungen geführt.

Die Bezeichnungen → Sander und → (Fluss-)Terrasse werden hier rein als morphologische Bezeichnungen geführt. Die Form des Sanders ist dabei eindeutig mit → Schmelzwasserablagerungen verbunden, während die (Fluss-)Terrasse sowohl Schmelzwasserablagerungen als auch Flussablagerungen (warmzeitlich oder periglazial) überprägen kann.

Da ein → Uferwall an Flüssen oder Seen (dort auch „Strandwall“) kaum eine Breite erreicht, die auch auf geologischen Karten als Fläche dargestellt werden könnte, wurde hier nur die morphologische Form berücksichtigt, nicht die zugehörigen Ablagerungen.


Literatur:

ASLAN, A. (2013): Fluvial Environments – Sediments. – In: ELIAS, S. A. & MOCK, C. J. (Hrsg.): Encyclopedia of Quaternary Science. – 2. Aufl., Volume 1: 663–675; Amsterdam (Elsevier).

HINZE, C., JERZ, H., MENKE, B. & STAUDE, H. (1989): Geogenetische Definitionen quartärer Lockergesteine für die Geologische Karte 1 : 25 000 (GK 25). – Geologisches Jahrbuch, A 112: 243 S.
SCHÄFER, A. (2005): Klastische Sedimente. – 414 S.; München (Elsevier).
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