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Einleitung - Anthropogene Bildungen

Anthropogene Bildungen umfassen flächenhafte Überlagerungen oder Veränderungen des natürlich anstehenden Gesteins, die durch menschliche Tätigkeit entstanden sind.
Entsprechend den Zielen des menschlichen Eingriffs werden drei Gruppen unterschieden:
(1)  Aufschüttungen und Aufspülungen zum Reliefausgleich, zur Deponierung und zur Herstellung baulicher Anlagen;
(2)  Bergbaulich verändertes Gelände;
(3)  Meliorativ verändertes Gestein – Bildungen zur Werterhöhung des landwirtschaftlich genutzten Bodens.
Die Darstellung von anthropogenen Bildungen auf geologischen Karten erfolgt vor allem dann, wenn sie flächenhaft vorkommen und/oder wenn sie für die weitere Landnutzung von Bedeutung sind (z.B. → Deich, → Bruchfeld, → Plaggenauftrag).
Veränderungen infolge einfacher Landnutzung durch Landwirtschaft (z.B. Pflügen ohne gezielte Bodenumlagerung) und Besiedlung (z.B. Gebäude, ebenerdige Wege und Straßen) werden in geologischen Karten im Regelfall nicht ausgewiesen.
 
Die anthropogenen Bildungen der Gruppe → Aufschüttungen und Aufspülungen entstehen durch Überlagerung natürlich anstehenden Gesteins. Dabei dienen → Auffüllungen primär dem Reliefausgleich von Hohlformen (Tagebaue, natürliche Hohlformen). Die Bildungen der → Halden und → Deponien entstehen zur temporären oder endgültigen Deponierung von Boden- bzw. Gesteinsaushub oder Abfällen in der Regel oberhalb der Geländeoberfläche. Bauliche Anlagen im Sinne anthropogener Bildungen entstehen häufig zum Schutz vor Hochwasser (→ Deich) oder im Verkehrswegebau (→ Damm).
 
Bergbaulich verändertes Gelände ist durch die Veränderung natürlichen Gesteins durch Verbruch und Senkung über untertägigen Bergbaubereichen (→ Bruchfeld) oder Gesteinsabtrag in Tagebauen (→ Abbauflächen) charakterisiert. Da in beiden Fällen keine anthropogenen Gesteinskörper entstehen, finden die Bildungen nur in Ausnahmefällen Berücksichtigung auf geologischen Karten. Auf bergbaulich genutzte Gebiete wird häufig durch Einzelsymbole hingewiesen (z.B. Schacht, Pinge). Bei Flächen mit Abtragung wird in der Regel das Gestein an der Abbausohle dargestellt.

Anthropogene Bildungen, die mit einer Werterhöhung des Bodens zur landwirtschaftlichen Nutzung z.B. durch Entwässerung oder Eintrag organischen Materials in Verbindung stehen, werden in der Gruppe der→ meliorativ veränderten Gesteine zusammengefasst. Der anthropogene Einfluss zeigt sich durch Dislokation des oberflächennah anstehenden Gesteins (z.B. → Tiefumbruch) oder durch Sedimentaufträge (z.B. → Plaggenauftrag). Die flächenhafte Verbreitung dieser Bildungen tritt u.a. an Gezeitenküsten (→ Marschhufenbeete) oder in Gebieten anthropogen überprägter Moore (→ Fehnkultur, → Sanddeckkultur) auf.
Die Notwendigkeit, die bisher eher der Bodenkunde zugeordneten Gruppe meliorativ veränderter Gesteine in die geogenetischen Definitionen der geologischen Kartieranleitung einzubeziehen, ergibt sich aus der integrierenden geologisch-bodenkundlichen Landesaufnahme bei einigen Staatlichen Geologischen Diensten (SGD). Dies betrifft überwiegend die oberflächennahe Kartierung in den norddeutschen Bundesländern.
 
Literatur
Hinze, C.: Künstlich verändertes Gelände. In: Hinze, C., Jerz, H., Menke, B. & Staude, H. (1989): Geogenetische Definitionen quartärer Lockergesteine für die Geologische Karte 1 : 25 000 (GK 25). – Geologisches Jahrbuch, A 112: 220.
 
Bearbeitung:
Erstbearbeitung: Hinze, C. (1984)
Überarbeitung: Asch, K., Gehrt, E., Hörmann, U., Kaufhold, K., Wagner, B., Krienke, K. (2019)
(Letzte Aktualisierung dieser Seite: Last update : 11.02.2021 11:14:46)
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